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Der oben genannte Silberling kann im Großen und Ganzen als Tritt ins Gesicht des normalen Undergroundgeschehens und
der Anbiederung an Chart Black Metal à la Dimmu Borgir angesehen werden. Entgegen aller Regularien dieser strengen
Gesellschaft arbeitet die Band Sprawlcosm. Vielleicht würden die hier beschriebenen Mitglieder der Band, die ihre
Namen in einem binären Code angeben, mein System für die infame Bezeichnung "Band" mit einem Virus befallen. Es
handelt sich hier tatsächlich, wie im Namen zu erahnen ist, um einen Kosmos musikalischer Intelligenz und
Kreativität, der in dieser Welt seinesgleichen sucht.
Stilistisch handelt es sich bei "Cybionic Black Art" um ein Konglomerat aus Black Metal mit starken elektronischen
Einflüssen und einer Prise Jazz. Heraus kommt ein einstündiges Wechselbad von Emotionen zwischen beschwingter
Fröhlichkeit und apokalyptischem Wahnsinn. Die rhythmische Grundstruktur wird von einem Drumcomputer vorgegeben,
welcher dem Ganzen die notwendige Kälte, Kontinuität und Vehemenz verschafft. Darüber lagern die Riffs der Gitarre,
gespielt in vorherrschend schier unglaublichem Tempo und teilweise fantastischen, abgedrehten Melodiebögen. Der
Sound der Saiteninstrumente wird dabei von einem Computer teilweise elektronisch verändert, um ein möglichst
umfangreiches und zu keiner Zeit langweiliges Klangbild zu formen. In den ruhigen und sphärisch anmutenden Parts
einzelner abgeteilter Songs bekommt die Melodiestruktur zuweilen den jazzigen Touch, der dieses Klangerlebnis
einzigartig werden lässt. Vertrackte Soli erscheinen aus den Tiefen des Raumes und setzen sich im Gehörgang fest.
Die facettenreiche Arbeit des Vokalisten reicht von beschwörendem Sprechgesang bis hin zu kehligem Kreischen seiner
schwarzmetallischen Wurzeln, welche den antichristlichen Grundtenor der Lyrics untermalt.
Abgerundet wird dieses akustische Erlebnis der besonderen Art von optisch ansprechendem und aufwendigem Artwork,
welches jedoch erst auf der dem Kosmos eigenen Homepage richtig zur Geltung kommt. Für mich
bleibt abschließend nur noch, mich ehrfürchtig zu verneigen. Nicht nur vor dem musikalischen Genie, sondern dem Mut
eine solche Veröffentlichung anzugehen. |
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