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Kerbenok offerieren dem verzogenen Hörer mit dem Doppelalbum "Auf wilden Pfaden" und "Im Einklang der Gewalten" ihr
persönliches Spektrum schwarzmetallischen Musikschaffens, welches bereits lediglich durch das Betrachten der
sorgfältigen Verpackung und der abgedruckten Texte durch seine Originalität verwöhnt. Sie selbst bezeichnen ihre
Klänge als "Black/Death/Thrash and Pagan influenced Metal". Gespannt wandle ich fürderhin "Auf wilden Pfaden".
Das erste Kapitel dieser herrlichen Produktion erstreckt sich über 8 Lieder und wird seinem Übernamen, sowohl in
musikalischer als auch in lyrischer Hinsicht, vollständig gerecht. So strotzen die einzelnen Sequenzen nur so
vor überschwänglich kraftvollem Gemüte und Natur, erzeugt einerseits durch ein technisch raffiniertes Trommeltreiben,
welches sowohl in langsameren als auch in rasenderen Abschnitten einen tranceartigen Zustand suggeriert, andererseits
wissen die Gitarren in ambivalentem Kleid mitreißende Rhythmen zu kreieren und verleihen gelegentlich in akustischem
Gewand den Stücken den naturverbundenen Touch. Solch ein Ambiente wird aber nur sehr bruchstückhaft zu erzeugen
gewagt, was auf einer Seite die Zugänglichkeit zu den einzelnen Liedern erschwert, auf der anderen Seite aber
denselben ihr eigentliches Wesen verleiht und Kerbenok somit Schwarzwurzelmusik mit Anleihen aus anderen Gefilden
zelebrieren - und nicht umgekehrt. Das Titelstück profiliert sich beispielsweise folgendermaßen: Eine beinahe
zehnminütige Ballade, welche in ihren Grundzügen teilweise starke Affinitäten zu der französischen Meisterfraktion
Alcest aufweist. Soll heißen, episch sublim wallende Gitarren, welche durch ihre Melodienkreationen mitreißen,
aber gleichzeitig gepaart mit den von Elan durchflossenen Polterabschnitten. Ja, Kerbenok sind eben beides:
Prügelknappen und Traumritter. Als Epigramm mag hierzu das Schlussstück des ersten Kapitels herhalten: Dreckige
Gitarrenlinien, ein preschendes Schlagzeug und eine abgrundtiefe Todesmetallstimme verschmelzen zu einer
räudig-schmetternden Einheit. Und wiederum drängt sich mir eine Reminiszenz auf, ja genau, Tsjuders "Desert
Northern Hell"-Veröffentlichung.
Die vier Elemente Feuer, Erde, Wind und Wasser stehen beim zweiten Kapitel Modell und beschreiben in genau dieser
Reihenfolge die einzelnen Stücke, simultan Repräsentanten der neuesten, im Sommer 2005 eingespielten Lieder:
Klanggewaltig sägen sich die Klampfenkreationen durch die Gehörhöhlen und wissen durch bestechende Melodien zu
beeindrucken. Das rasend schnelle, variantenstarke Schlagzeugtreiben kommt in diesem Quartett aus Stücken darüber
hinaus noch besser zur Geltung und das schwarzmetallische Gekeife und die kaschierten, akustischen Gitarrenakkorde
gepaart mit Christophers klarem Hintergrundgesang versetzen den Genießenden in höhere Ebenen. Das ist "Feuer",
sprichwörtlich. Und wie wenn das noch zu wenig des Guten wäre, holt Christopher kurzerhand das Bongo hervor, so
geschehen in "Erde", und zaubert mit seinen Händen die Hölle und das Paradies. Ja, es ist durchaus erlaubt, in
solchen gewaltigen Momenten ins Schwärmen zu geraten. Die symbolisch-impressionistischen Texte, die Variationen und
Sturmfluten der Trommeln, die hehren Gitarrenmelodien und das unheilvolle Gekeife kulminieren im Einklang der
Gewalten auf übernatürliche Art und Weise und verschmelzen gleichzeitig zu einer giftig abgrundtiefen Kontamination:
Musikalische Herrlichkeit in sonorer Perfektion, Gratulation! |
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:: English version ::
The double album "Auf wilden Pfaden" / "Im Einklang der Gewalten" presents the listener with Kerbenok's personal
interpretation of Black Metal. Already at first sight, the package manages to convince with its careful layout and
original lyrics. The band prefers to label the music as "Black/Death/Thrash and Pagan influenced Metal". Let's
stroll on savage paths...
The first chapter of this great output includes eight songs and is the perfect transformation of its title into
both lyrics and music. The single sequences burst with a powerful nature. On one hand, the technically intriguing
drumming is responsible for this, invoking a trance-like state in the slow as well as in the raging parts. On the
other hand, the guitars with their ambivalent sound create catchy rhythms and cause a certain earth-bound touch
when played acustically. However, the band ventures only rarely into that field, making the songs somewhat less
accessible while at the same time defining their character. In the end, Kerbenok play Black Metal with certain
outside influences - and not the other way around. The title track, for example, is an almost 10-minute-ballad
which in its foundations closely resembles the creations of French masters Alcest. That means epic guitars and
fascinating melodies are sharing the stage with rather brutal parts. Essentially, Kerbenok are both: butchers and
dreamers. May the final track of chapter one be an epigram for this: Dirty guitars, raging drums, and an abyssic
Death Metal voice form a pummeling unit. And again, a reference comes to mind: Tsjuder's "Desert Northern
Hell".
The four elements Fire, Earth, Wind, and Water are the topic of the second chapter, and in this order (and in
German) also the names of the latest songs which have been recorded in the Summer of 2005. Mightily produced,
these tracks impress with terrific melodies. The fast, varied drumming sounds even better now, and the Black Metal
screeching, subtle acustic guitars, and Christopher's clear backing vocals catapult the listener onto higher planes. That's "Fire", in the very meaning of the word.
And as if that wasn't enough yet, Christopher takes out the bongo (as in "Erde") to create Hell and Paradise with
his hands. Yes, it is absolutely allowed to rave during moments as mighty as this. The symbolic-impressionist
lyrics, the varying storm of the drums, sublime guitar melodies and a voice of doom culminate in a supernatural
unison of forces and blend into an abysmal, poisonous contamination: Musical glory in sonorous perfection.
Congratulations!
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