ABHOR

Vehementia (Digi-Pak CD 2005)


Optisch macht das Ganze ja schon mal was her, wollen wir mal sehen, was sich unter der hübschen Haube aus dunklen Digipack-Tönen und satanischer Kriegsbemalung verbirgt. Nach minimal-putzigem Intro, welches gar nicht so düster wie erhofft mit "Mir tropft ein Brunnen aus der Kellerwand"-Geklimper wieder verstummt, segeln die Herren auf Uptempo-Sechssaitern in den Gehörgang des Probanden. Gar nicht schlecht, hat ein wenig was von Craft. Vor allem der Schlagzeuger weiß mit abwechslungsreichem Spiel zu überzeugen und trichtert in langsameren Parts den ein oder anderen Rhythmuswechsel in die Wurst, so dass man sich trotz der Ermangelung ausufernden Spektakels dabei ertappt, den Rhythmus mit den Füßen mitzuwippen, respektive den Kopf in geschmeidigen Bewegungen zu wiegen. Die Gitarren sägen kontinuierlich, allerdings nicht abartig, was wohl auch an der eher gesetzten Produktion der Herren aus Italien liegen könnte. Der Gesang ist durchaus passend, wenn auch nicht außergewöhnlich, wohl am ehesten mit einem sehr entspannten Endstille-Keifling zu vergleichen. Auf Keyboards wurde löblicherweise verzichtet, bis auf einige Überlagerungen seltsamer Strukturen und Klänge von Chorälen, die jedoch gut in den Hintergrund geschoben worden sind.
Spätestens bei langsameren Parts, die recht wenig Spannung aufweisen, ist ein Gang zum Klo, der Bar oder dem Merchandisingstand anzuraten, wohl um sich nach neuen Watain-Shirts umzuschauen. Obwohl mir wieder auffällt, dass Abhor recht gefällig daher kommen, kommt der lang ersehnte Ausflug in Hochgeschwindigkeitsbereiche jedoch zu spät und viel zu kurz. Sofern jemand weiß, was den Produzenten geritten hat, den Großteil der Lieder zwanzig Sekunden vor Schluss lautstärkemäßig ausfaden zu lassen, möge sich derjenige bitte per Märchenpost bei mir melden. Sehr mysteriös. Ebenso die letzten 3,5 Minuten. Wohl als Outro geplant, beschwört man hier seine gehörnte Hoheit und dümpelt dark-ambient-mäßig Richtung Ende und auf einmal ist es rum, naja.
Was hängen bleibt ist der Eindruck eines gelungenen Albums, welches frei von ausgiebigen Exzessen entspannt daherrömert, passend zu einem Sonntagnachmittag mit Kaffee und Kuchen, zu welchem man nach langer Abstinenz die Frau Mama geladen hat.

6 /10

The Oath

 

Sir ChristCrusher
07.11.2005


Redaktionsbewertung:
azaghal 5 Sir ChristCrusher 6
Gesamtdurchschnitt: 5.5