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Als stilistisches Zugpferd scheint ungezügelte Aggression pass? zu sein. Jedenfalls schwommen zuletzt - für meinen Geschmack - viel zu wenige Platten, die sich ihren emotionalen Ausnahmezustand strikt nach dem schwarzmetallischen Reinheitsgebot zurechtzimmerten, an die Oberfläche. Idealer Zeitpunkt also, um diese Sparte mit frischem Material wiederzubeleben, dachten sich vermutlich die seit Ewigkeiten im Dämmerschlaf befindlichen Obitus, deren Erstling "The March Of The Drones" hier für Begeisterung sorgte.
Gleich zu Anfang eine Entwarnung: Für einschneidende Stiländerungen oder gar Alterserscheinungen hat "Slaves Of The Vast Machine" nichts übrig. Lediglich das auf dem Debüt präsente Synthetikrauschen sowie die Aufteilung der einzelnen Episoden wichen einem dreiviertelstündigen, rein auf Gitarren, programmiertem Taktgeber sowie Gift speienden Schreien ausgeführtem Dauerfeuer. Richtig gelesen: Die Schweden gönnen sich keine Denkpause, wie es bei derartig überlangen Stücken normalerweise der Fall ist und das aufgebaute Momentum jäh abflachen lässt. Innerhalb der ersten Hälfte, insbesondere nach einer ausgedehnten Kanonade wird das Tempo manchmal mehr oder weniger drastisch zurückgefahren; der unvergleichlichen, stets andauernden Intensität fügt diese Drosselung jedoch keinen Schaden zu. Vielmehr schafft sie den nötigen Anlauf für die kurz darauf folgenden Totalausraster der beiden Abrissmeister, deren Hass mit fortgeschrittener Spielzeit immer erbarmungslosere Ausmaße annimmt.
Womit wir auch schon beim hiesigen Hauptmerkmal angelangt wären: Obitus schaffen es wie kein anderes Projekt da draußen, eine anhaltend spannende, zutiefst nihilistische Wutorgie zu veranstalten, in der entmenschlichte Eiseskälte und maschinelle Taktperfektion eine dystopische Symbiose sondergleichen eingehen. Wenn es jemals ein musikalisches Komplimentärwerk zu "1984" gab, das vor allem dessen Gesicht-Schuh-Zitat eindrucksvoll in Noten zum Ausdruck bringt, dann ist, nein: kann es nur dieses Album sein. |
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