FIN

Arrows Of A Dying Age (CD 2017)


Obacht, denn hier schlägt eine unerwartet scharfe Bombe aus noch unverhoffterer Richtung ein! Halten wir uns also nicht weiter mit unwichtigen Einleitungen auf und gehen gleich zur Ursachenforschung über.
Stilistische Orientierungspunkte lassen sich überwiegend in Westeuropa ausmachen: Der erbarmungslose Vorwärtsdrang weckt Erinnerungen an Unlords - vollkommen zu Unrecht vergessenen - Erstschlag "Schwarzwald", die rasend hymnische Melodieführung hingegen würde Sühnopfer sehr gut in den Kram passen. Am verhallten, garstigen Keifgesang hätten die Effektzauberer von Martyrium ihre helle Freude gehabt. Mit Crystalium zu "De Aeternitate Commando"-Zeiten wiederum verbindet das Duo die Präzisionsbesessenheit, aus der heraus nicht nur nahtlose Übergänge quer durch alle Tempi, sondern gerade jene schier nie enden wollende Menge an Gedächtnisriffs hervorbringt, die bereits (sehr) gute von geilen Scheiben unterscheiden.
Letzte Zweifel räumt die Mannschaft sodann mit ihrer Performance sowie dem Aufnahmeverfahren auf: Laut Booklet handelt es sich bei "Arrows Of A Dying Age" de facto um ein zusammengeschnittenes Live-Album. Weder kamen Metronom, Mischpulttricksereien noch Samples für das Schlagzeug zum Einsatz; alle hier verewigten Spuren entstanden innerhalb eines Takes - "as is tradition". Eine mehr als willkommene Abwechslung zum digital herumdoktorenden Einheitsbrei da draußen und angesichts des explosiven Materials die vermutlich naheliegendste Herangehensweise.
Zugegeben, unglaublichen Abwechslungsreichtum bieten Fin nicht; jeder der elf Hämmer brettert mit ordentlich Zunder durch die Botanik und fackelt alles im Wege Stehende ab. Aber genau diese Gnadenlosigkeit befördert "Arrows Of A Dying Age" regelmäßig in die Anlage zurück, um eine weitere Ehrenrunde zu absolvieren. Bleibt zu hoffen, dass die Amis bald mit - qualitativ mindestens ebenbürtigem - Nachschub um die Ecke kommen.

9 /10

Official Website

Folter Records

 

Amicus
14.08.2017


Redaktionsbewertung:
Erik 9 Amicus 9
Gesamtdurchschnitt: 9