ORDINUL NEGRU

Sorcery of Darkness (CD 2015)


Mangelnde Sprachkenntnisse meinerseits kombiniert mit einem hitzigen und treibenden Sound seitens der Band - siehe da, schon hatte ich Ordinul Negru, Mittelpunkt der folgenden Zeilen, einfach mal nach Südamerika verortet. Ist jedoch völliger Quatsch, denn wie eine kurze Recherche ergibt, stammt die Truppe vielmehr aus Rumänien. Dass mein Verstand sich jedoch zu dieser Täuschung hat hinreißen lassen, sagt durchaus auch etwas über die Band und ihr Schaffen aus: Ordinul Negru mögen es auf ihrem mittlerweile siebten Album "Sorcery of Darkness" nämlich durchaus schnell und ungehobelt - vor allem die ersten beiden Titel dreschen stellenweise mit gehörigem Tempo durchs Gehölz. Dass es dabei jedoch zu keiner Sekunde stumpfsinnig wird, liegt daran, dass das Trio in Sachen Dynamikgestaltung aus allen Rohren feuert. Gehörig Dampf macht dabei vor allem die Schlagbude, aber auch die Sechssaiter geben ordentlich Vollgas und machen dabei ein ums andere Mal deutlich, dass sich hohes Tempo und interessante Riffs nicht ausschließen müssen.
Insbesondere "From the Ashes of the Mist" ist hier ein echtes Paradestück - das Segment ab Minute 1:47 liefert den Aufbau für eines der großartigsten Riffs, dem ich in den letzten Jahren meine Aufmerksamkeit schenken durfte. Das ist treibend, das ist episch, das ist schlichtweg Songwriting, wie ich es mir wünsche. Auch die gegen Ende des Liedes verbauten getrageneren Elemente fügen sich wunderbar ein und verdeutlichen nochmals, dass "Sorcery of Darkness" trotz seines chronischen Bluthochdrucks häufig auch melancholische Züge trägt.
Besonders zutage treten diese Züge im dritten Stück "In ceas de noapte" - und zwar derart gehäuft, dass aus der Melancholie fast schon Phlegma wird und der Herzschlag, der die Platte zuvor rasend angetrieben hat, stellenweise nahezu zum Erliegen kommt. Das mag man als wohltuenden Kontrast erleben - es wird jedoch auch unweigerlich deutlich, dass sich Ordinul Negru hier deutlich schwerer tun, die Brücke zwischen Aggression und Epik zu schlagen. Es kommt nun mal zu Abnutzungserscheinungen, wenn man über eine Laufzeit von 21 Minuten immer wieder auf dasselbe Riff zurückkommt, auch wenn dessen Qualität an sich eine gute sein mag. Nichtsdestotrotz verfügt auch "In ceas de noapte" über seine Glanzstellen, welche sich vor allem in den Anfangsminuten zeigen, wenn die musikalische Ummantelung des sehr ruhigen Hauptthemas für eine Menge Atmosphäre sorgt. Dass die Flinkheit und Wendigkeit der beiden Auftaktnummern mit dem Schlusstitel etwas verloren geht, irritiert dennoch.
Das soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ordinul Negru alles in allem der Spagat zwischen roher Raserei und erhabener Epik wunderbar gelungen ist. Ein besonderes Lob gebührt dabei auch dem Sound - "Sorcery of Darkness" lässt die Gitarrenverstärker schier brennen, hält die Glut jedoch gleichzeitig so unter Kontrolle, dass einem nicht der Hörgenuss vernebelt wird. Und das ist ein Bild, das auch insgesamt auf dieses Album passt: Ordinul Negru verstehen es nämlich sehr gut, wann und wie sie die Feuersbrunst zum Bersten bringen können und wann sie wiederum dem Flammenmeer Einhalt gebieten müssen. Eine Fähigkeit, von der ich in Zukunft gerne mehr und in noch fokussierterer Form hören möchte.

8 /10

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Loud Rage Music

 

Nachtwall
09.12.2015