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Kein Mensch mit Geschmack kann unüberlegte Schnellschüsse mehr gebrauchen. Umso nachvollziehbarer der zunehmend anschwellende Unwille des - an und für sich recht entdeckungsfreudigen - Hörers, wenn ein immer größere Metastasen bildendes Subgenre wie Black Metal in vielleicht gut gemeinter, jedoch unbeholfener bis bösartig professionell verpackter Scheiße übergeht. Und wenn dann alle paar Jahrtausende eine Ausnahme von der verfluchten Regel am Radar auftaucht, so ergießt sich die anfängliche Freude flugs in Unmut über die Kleinstskalen, in denen sich jene wahren Schätze verlieren, die dann sehr bald keine Sau mehr kennt. Das auf ewig gleich ausgehende Trauerspiel findet auch in All My Sins' Debütwerk seine erneute Bestätigung, doch schafft das ausführende Duo zum Glück genug Ablenkungsfläche für ein, zwei Zeilen zum derzeit vielversprechendsten Namen am Black-Metal-Balkan.
Pünktlich zur "Volljährigkeit" legt das Projekt der beiden Serben nun das erste Album vor, das rein stilistisch noch am ehesten Kampfars Spätphase zitiert und sich albumüberspannend am modernen Norsecoresound orientiert. Im Vergleich zur letztjährigen (sowie an dieser Stelle wärmstens zu empfehlenden) EP wird nicht nur eine wesentlich kämpferischere Marschrichtung verfolgt, wobei All My Sins leider gleich vom Fleck weg einiges anbrennen lassen: Das Titelstück legt zwar passabel los, weiß aber nicht so recht, ob es nun Festivalstampfer oder aufmarschierende Double-Bass-Attacke sein will. Dankenswerterweise zieht das Niveau fortwährend an, und spätestens beim hervorragend inszenierten Dauerfeuer "Vetrovo Kolo" spielt man stets aufs Neue am eigens ausgedachten Luftschlagzeug.
Mit einem ähnlich starken Überflieger kann "Vukov Totem - Pra Sila" im weiteren Verlauf allerdings nicht mehr aufwarten. Denn obwohl es keine Totalausfälle zu melden gibt, schleichen sich unnötige Patzer wie inspirationslos lange Übergänge oder schlichtweg nicht zünden wollende Riffs ein. Insbesondere der auf Epik ausgelegte Zweiteiler am Ende des Album leidet am ausgebliebenen Straffungsprozess während des Songwritings.
Unabhängig von diesem einzigen echten Manko legen All My Sins einen eindrucksvollen Einstand hin, der die Hoffnung auf einen noch besseren Nachfolger aufleben lässt - selbst wenn dieser erneut nur zwanzig Minuten dauern sollte, dafür aber für viele weitere Wochen fesselt. |
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