HALLIG

A Distant Reflection of the Void (CD 2018)


Drautran saßen bereits im von ihrem Label gefertigten Schleudersitz, der die Band in die ewige BM-Weltrangliste, alle kundigen Münder und Herzen katapultieren sollte, bis... ja, was eigentlich? Irgendwann wurde es einfach still um die uns allen versprochene, "neue" beste Band wo gibt, deren Debüt nach wie vor eines der spektakulärsten Ideenfeuerwerke diesseits der Jahrtausendwende zu bieten hat.
Die Vorzeichen für einen ähnlich sang- wie klanglosen Abgang stehen im Falle Halligs leider genauso prächtig. Allerlei irdische Probleme wie Personalengpässe und (viel zu) lange Pausen zwischen Lebenszeichen, die dann auch noch so gut wie gar nicht marktschreierisch angepriesen werden, da die hierfür benötigten Mittel fehlen, hängen dieser einstündigen Machtdemonstration absolut unnötigen Ballast um.
Doch ziehen schwarzmalende Mutmaßungen die Klasse dieses "Throne of the Depths" in qualitativer Hinsicht ebenbürtigen Albums nie und nimmer in den Dreck. Gleichfalls irregeleitet wäre es, "A Distant Reflection of the Void" bloß als legitimen Nachfolger abzutun, auch wenn sich stilistisch durchaus Parallelen ausmachen lassen. Beide Alben eint die unbändige Urgewalt, die jederzeit, bei jedem Tempo und aller Brutalität das Geschehen bestimmt und jenes Maß an Souveränität zur Schau stellt, die nur Bands ausstrahlen können, denen das Material vor lauter Üben und Arbeiten bereits aus den Ohren quillt. Im direkten Vergleich ziehen Hallig den Sack weitestgehend zu, verzichten auf ausladend schwelgerische Momente, um dafür umso öfter zu schärfer schneidenden Waffen wie der detailreichen Blastbeat-Klinge in "Im Aufwärtsfall" zu greifen. Der namensgebende Zehnminütler wiederum beweist, dass sich konzises Songwriting im halligschen Universum nicht darauf beschränkt, nur eine bestimmte Emotion auszuwälzen: Von cleanen Atempausen-Arpeggios über laut singende Leads bis hin zu erbarmungslosen Vollgas-Attacken spannt die Mannschaft jeden ihrer kreativen Muskeln an - alles natürlich hervorragend und kurzweilig umgesetzt. Die insgesamt recht trockene Produktion verschafft da zum Glück recht einfach Zugang zu der Detailarbeit, die in ihrer Intensität ihresgleichen - vor allem für heutige Verhältnisse - noch lange suchen wird.
Unabhängig davon, wie es nun wirklich um Hallig bestellt ist: "A Distant Reflection of the Void" bleibt bestehen. Ferner noch kann die Band von sich behaupten, nicht nur ein sehr gutes, sondern in gewisser Hinsicht auch wichtiges Album veröffentlicht zu haben. Nur Mut! Schließlich gehört ein klein wenig gesunde, da gerechtfertigte Arroganz zum kometenhaften Aufstieg dazu.

9 /10

Official Website

Bandcamp

Talheim Records

 

Amicus
04.07.2018


Redaktionsbewertung:
Erik 9 Amicus 9
Gesamtdurchschnitt: 9