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Wahnsinn wird mitunter definiert als die Neigung, das Gleiche zu versuchen und auf andere Ergebnisse zu hoffen. Während Venezuela als Konsequenz dieser Lernunwilligkeit im Chaos versinkt, ist das Projekt Selbst nach Chile umgezogen, um dort in Ruhe daran zu arbeiten, die Erwartungen zu erfüllen, die man mit der gar nicht so üblen EP "An Ominous Landscape" vor ein paar Jahren geweckt hat. Verstärkt hat man sich bei der Gelegenheit durch den Stimmbandhelden von Animus Mortis, der allerdings bei dieser Zusammenarbeit mehr gewinnt als Selbst, kann er doch endlich mal an einem relevanten Stück Musik mitwirken.
Wobei es eine monumentale Untertreibung wäre, das selbst(!)betitelte Debütalbum der Neuchilenen als lediglich "relevant" zu bezeichnen. Nein, diese Dreiviertelstunde Musik ist mit das Beste, was ich in den letzten Jahren zu Gehör bekommen habe. Geprägt wird das Ganze von mäandernden, irrlichternden Gitarren, die sich immer wieder mit fantastischen subtilen Melodien über das mal nachdenkliche, mal stürmische Geschehen erheben. Der Fokus liegt dabei nicht auf dem schnellen Hit sondern auf Langzeitwirkung: Immer tiefer fressen sich die Stücke im Laufe der Zeit in die Seele und wissen auch nach hundert Durchläufen noch zu begeistern. Stilistisch kann man dabei keine allzu eindeutigen Vorbilder ausmachen, auch wenn die Kombination von Dramatik und introvertiertem Charakter mich mitunter etwas an die besten Momente von Mgła erinnert.
Höhepunkte zu erwähnen ist bei einem Album wie Selbst ebenso unmöglich wie unnötig. Werke dieser Kategorie hört man sich nicht in Ausschnitten an sondern komplett. Und zwar nicht nebenbei und mehr als einmal. |
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