REBIRTH OF NEFAST

Tabernaculum (LP/CD 2017)


Im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Paukenschlag meldet sich Rebirth Of Nefast zurück. Neun Jahre nach dem letzten Lebenszeichen schießt Alleinverantwortlicher Wann, welcher währenddessen vor allem rege am Mitaufbau der mittlerweile weltweit geschätzten isländischen BM-Aktivitäten beteiligt war, sein erstes abendfüllendes Album in den Äther. Viele Monate ungetrübten Genusses später lässt die anfängliche Begeisterung erfreulicherweise nicht nach, sondern nahm - wenn überhaupt - sogar noch ordentlich zu.
Der Hauptgrund für die lang anhaltende Euphorie findet sich im Zusammenschluss von eigentlich unmöglichen Gegensätzen. Innerhalb des hier eng gesteckten stilistischen Rahmens fährt jedes der sechs Kapitel eine immer wieder aufs Neue unglaubliche dynamische Spannweite auf. Wenn die von The Ruins Of Beverast bekannte, doomige Schemen werfende Schwefelnebelmaschine ("Rain Upon The Impure") auf das unter anderem von Deathspell Omega ab "Fas" bekannte, dissonante Chaos treffen würde, bekommt man höchstens eine vage Vorstellung davon, welche Urgewalten hier aufeinander treffen. Mit ähnlich hingebungsvoller Intensität geht zwar der Australier hinter Ill Omen zu Werke, doch nützt auch diese Referenz kaum, da ein Geschenk wie "Enthroning The Bonds Of Abhorrence" mit wesentlich dünneren Gitarrenwänden auf Anhängerjagd geht. "Schlimmer" noch, laufen selbst dem widerborstigsten Schreiberling schön langsam die Superlative davon, wenn ihm das hervorragend ausbalancierte Klangbild, das treffsicher instrumentale Kanten und Akzente hervorhebt sowie die Einbettung der einzelnen Songs in diesen düsteren, alptraumhaften Ambientnebel ebenfalls sehr gut gefallen.
"Tabernaculum" wächst über das Maß einer bloßen Aneinanderreihung an Stücken hinaus. Vielmehr öffnet es das Tor zu einem Paralleluniversum, dessen Finsternis in Göttergaben wie "Sumerian Cry" Wurzeln schlägt, diese Einflüsse aber mit so viel Akribie sowie einem Fundus neuerer, zum Teil sogar auf eigenem Anbau gesprossenen Einflüsse kultivieren, dass sie jedweden Kopievorwurf in Bausch und Bogen verdammen. Wie Wann das alles toppen will (oder könnte), weiß mir daher beim besten Willen nicht in den Sinn zu fallen; bis 2026 sollte jedenfalls genug Zeit vorhanden sein, um diesem Spektakel noch eins drauf zu setzen.

10 /10

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Norma Evangelium Diaboli

 

Amicus
11.02.2018