GRIMA

Tales of the Enchanted Woods (CD 2017)


Naturmacht Productions sind bisher in erster Linie durch Veröffentlichungen aufgefallen (bzw. unauffällig geblieben), die ich unter "geht so" einordnen würde: kann man hören, muss man aber nicht. Und wenn man's denn mal gehört hat, hat man es schnell wieder vergessen. Es birgt eine gewisse Ironie, dass dieser Stand der Dinge ausgerechnet durch eine Band geändert wird, die aus Russland kommt, dem Ursprungsland einer schier endlosen Flut an nichtssagenden BM-Bedeutungslosigkeiten.
Grima schweben nicht nur meilenweit über ihren Landsleuten und verwandeln Naturmacht in ein ernstzunehmendes Label - das sind ja lediglich relative Leistungen mit nicht sonderlich beeindruckenden Bezugspunkten; nein, die Truppe aus Sibirien hat mit "Tales of the Enchanted Woods" ein absolut großartiges Album aufgenommen, das Grima als eine der momentan interessantesten BM-Combos überhaupt präsentiert. Weltweit.
Der Black Metal der Gruppe ist kräftig produziert und kommt ziemlich eingängig daher. Eindeutige Vorbilder auszumachen, ist dabei nicht sonderlich einfach, aber die Musikalität der Scheibe erinnert mich ein bisschen an "Prophecies of the Dying", das mehr oder weniger vergessene Debüt der ebenso vergessenen Enthral (die mit dem Alter leider nicht besser geworden sind). Stimmungsmäßig mäandert das Album zwischen episch-majestätisch und schwermütig, wobei das knackige schwarzmetallische Grundgerüst durch vielfältigen Gesang, recht originelle Akkordeon-Einsprengsel und eine genreuntypisch ziemlich aktive Sologitarre bereichert wird.
"Tales of the Enchanted Woods" ist ein fantastisches Album, das mit dramatischen Kompositionen und Momenten herzzerreißender Schönheit auch nach hundert Durchläufen noch zu begeistern weiß. Zeitloser Black Metal für ewig gestrige Romantiker.

9 /10

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Naturmacht Productions

 

Erik
01.06.2017