GLORIOR BELLI

Sundown (The Flock That Welcomes) (CD/LP 2016)


Nein, das kann eigentlich nicht sein. Nach fünf Alben, die mich eher weniger begeistert haben, hauen Glorior Belli eine Scheibe raus, die ich gar nicht mehr vom Plattenteller nehmen mag? Nachdem die Franzosen mich in 14 Jahren gründlich von ihrer allgemeinen Belanglosigkeit überzeugt haben, soll das nun doch nicht stimmen? Was ist passiert? Und nein, mit einer Antwort auf diese Frage kann ich nicht dienen. GB haben mich in der Vergangenheit nicht in einem Maße interessiert, das es mir jetzt erlauben würde, eventuelle Veränderungen genauer zu analysieren. Deshalb will ich mich an dieser Stelle mehr oder weniger darauf beschränken, "Sundown" über der grünen Klee zu loben.
Glorior Belli haben über die Jahre viel aus ihren "Southern" Einflüssen gemacht, doch das aktuelle Album ist in der Hauptsache ziemlich reinrassiger BM. Sicher, hier und da tauchen diese Elemente auf, doch insgesamt handelt es sich bestenfalls um Zierrat, nicht um den Kern der musikalischen Identität der Truppe bzw. von Alleinunterhalter Infestvvs/Billy Bayou. "Sundown" bietet flotten, beschwingten Black Metal, der vor Melodien keine Angst hat und diese mitunter sogar dem Bass überlässt. Während das Label von "Avantgarde" fabuliert, würde ich Glorior Belli anno 2016 in erster Linie als knackig und eingängig beschreiben wollen. Klar, derlei Attribute werden mitunter verpönt, aber es ist ja nicht meine Schuld, dass Herr Bayou so schmissige Stücke aufgenommen hat. Und außerdem ist Eingängigkeit ja nicht per se negativ, beispielsweise "Under a Funeral Moon" ist beinahe schon kriminell eingängig.
Und so meine ich es nur im positivsten Sinne des Wortes, wenn ich sage, dass die Scheibe ohne Absacker von Hit zu Hit hetzt. Persönliche Höhepunkte sind dabei heute vielleicht das unaufhaltsame Titelstück, "Satanists out of Cosmic Jail" oder "Upheaval in Chaos Waters", aber morgen kann das schon anders aussehen, denn das Niveau ist durchgehend so verdammt hoch und zwischen Opener und Rausschmeißer ist jeder Schuss ein absoluter Volltreffer.

9 /10

Official Website

Facebook

Agonia Records

 

Erik
05.10.2016