DÉLÉTÈRE

Les heures de la peste (CD 2015)


Das Jahr steuert zwar bereits mit einem wahren Veröffentlichungsfeuerwerk dem Ende zu, doch bevor ich mich Krachern wie Gravsang, Deluge, Mephorash oder Regarde Les Hommes Tomber widme, will ich ein paar Monate zurückschauen und ein Album würdigen, das für meinen Geschmack sträflich übersehen wurde.
Délétère spielen auf den ersten Blick recht gewöhnlichen frankokanadischen BM, roh, flott und melodisch. Doch eine etwas weiter gefasste historische Betrachtung offenbart, dass die Musik der Truppe auch "Wicher"-Gene in sich trägt, vor allem die Einbindung des Keyboards hat viel von den Polen. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass ein Stück wie "Une garce vénale en majesté" die beste Sacrilegium-Komposition ist, die die Band in den letzten zwanzig Jahren nicht geschrieben hat. Und auch nicht mehr schreiben wird, wenn die jüngst veröffentlichte grausame Vorschau auf neues Material der unglücklicherweise wieder aktiven Formation repräsentativ für Sacrilegium anno 2015 ist.
Doch zurück nach Kanada. Abgesehen von den (bewussten oder zufälligen) "Wicher"-Referenzen ist "Les heures de la peste" wie gesagt stilistisch nicht allzu überraschend. Bemerkenswert ist eher, wie vollkommen dieser Rahmen ausgefüllt wird. So wird zwar einerseits hingebungsvolles Gerumpel geboten, doch beim genaueren Hinhören wird deutlich, wie perfekt jeder Ton sitzt. Immer wieder aufsingende Leadgitarren und ein paar Klargesangseinlagen ("Credo II") sind weitere Zeugen einer weit überdurchschnittlichen Musikalität, die uns gemeinsam mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein und viel Stilsicherheit acht Hymnen zwischen großartig und großartiger beschert.
Nachdem ich persönlich in den letzten Jahren nach zahlreichen lediglich beinahe guten Alben aus Quebec an der dortigen Szene schon ein bisschen das Interesse verloren hatte, ist Délétère mit "Les heures de la peste" ein ziemlicher Kracher im Bereich des unmodernen, zeitlosen BM gelungen. Das heißt zwar nicht, dass mit einem Schlag alles aus dieser Provinz wieder genial ist, zumindest aber, dass mit Kanada nach wie vor zu rechnen ist.

9 /10

Official Website

Sepulchral Productions

 

Erik
09.10.2015