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Ja, die Zeiten sind hart geworden für Freunde des geschriebenen Wortes innerhalb des Untergrundes des
deutschen Extrem Metal. Denn da, wo sich das einstmalige Flagschiff dieser Zunft mit offener Rechnung und
zahlreichen unbeantworteten Fragen ins Jenseits verabschiedete, jene, die sich anschickten, die Lücke
zu füllen, sich in dem unsinnigen Versuch der Erschließung immer größerer und somit unbedeutenderer Leserschaft
mittlerweile ins eigene Aus manövriert haben und die, die vielleicht sogar das Potenzial für Größeres hätten,
sich lieber mit der Frage beschäftigen, warum der durchschnittliche Black Metal-Jünger lieber blond anstatt
schwarz als Haarfarbe tragen sollte, scheint es da sonst nicht mehr viel zu geben auf der Ebene des
bedruckten Papiers, sieht man mal ab von den zahlreichen, in Eigenregie erstellten Fanzines, welche
sicherlich zuweilen sogar recht interessant sind, deren Verteilerkreis aber oftmals mit den eigenen
Schulkumpels endet.
Dass es aber doch immer noch die Ausnahmen von der Regel gibt, beweisen uns z.B. nicht nur die Macher des
immer wieder herrlich unkonventionellen Cothurnus Heftes, nein auch Vertreter, wie das hier zur Besprechung
stehende Live Eclipse Magazin, bilden löbliche Ausnahmen in der allgemeinen Öde. So konnte sich dieses einmal
jährlich erscheinende Mag im Vergleich zur Vorjahresausgabe einmal mehr steigern und liefert dem geneigten
Leser in blutrotem Einband erneut mehr als 120 Seiten Information aus den Bereichen Death und Black Metal
in sauber dargebrachter, professioneller Form ab. Als Gesprächspartner hat man dabei u.a. Gruppen wie Horna,
Urgehal, Grabnebelfürsten, Luror, Vilkates und Camulos vor das Mikro bzw. an die Tastatur geholt, wobei sich
der Inhalt der geführten Interviews von "ausgesprochen interessant" über "das Übliche" bis hin zu "was für
Spacken" erstreckt (meine persönliche Einschätzung!). In jedem Fall aber merkt man, dass es tatsächliches
Interesse am Schaffen der jeweiligen Musiker war, welche den Schreiber seine Fragen formulieren ließen und
nicht etwa das Abzielen auf den Massengeschmack.
Neben den genannten Unterredungen gibt es desweiteren natürlich auch noch die obligatorischen Platten- bzw.
Magazinkritiken, welche sich aber, mit Blick auf die Erscheinungsweise des Heftes, löblicherweise nicht nur
an einer Veröffentlichung einer Gruppe festkrallen, sondern das gesamte Schaffen des zurückliegenden Zeitraums
seit der vorangegangenen Ausgabe berücksichtigen, was zum einen hilft, eine gewisse Übersicht im allgemeinen
Veröffentlichungswahnsinn zu behalten, zum anderen aber auch angenehmerweise einmal vor Augen führt, wie
weit es tatsächlich her ist mit dem scheinbar antikommerziellen Untergrundgebaren mancher Band.
Des weiteren bleibt lobend zu erwähnen, dass die nunmehr 5. Ausgabe des Live Eclipse auch auf
nicht-musikalischer Ebene an Interessantem dazugewinnen konnte. So beschäftigen sich dargebotene Auszüge
aus "Das verlorene Paradies" oder "Die Hochzeit von Himmel und Hölle" sowie kurze Abhandlungen über Edgar A.
Poe oder Gottfried Benn vordergründig natürlich nicht mit "böser" Musik, besitzen in ihrem Grundtenor aber
dennoch nicht zu leugnende Artverwandtschaft. Zumindest kann ich Derartigem eindeutig mehr abgewinnen, als
den zum Teil komplett geschmacklosen Kurzgeschichten die man z.B. noch in Ausgabe # 3 vorgefunden hat.
Zusammenfassend kann man der aktuellen Ausgabe des Live Eclipse einen deutlich zusammenhängenderen und
angenehm gereiften Eindruck zusprechen, welcher sich hoffentlich in jeder weiteren Ausgabe fortführt. Aber
bei all den Lobpreisungen soll dennoch auch noch ein Wort der Kritik gesprochen sein: Dass sich die
Ansichten von Lesern und Machern eines Magazins zuweilen auseinander bewegen, liegt oftmals einfach in der
Natur der Sache. Dennoch ist es aber der stellenweise vielleicht unbeabsichtigte, aber in meinen Augen etwas
zu lapidare Umgang mit der braunen Brut in Kreisen des Untergrundmetals, der mich nicht zu vollem 100%
Zuspruch für das vorliegende Produkt kommen lässt. Was das angeht, sollte sich jeder, der vielleicht
ähnliche Gedanken hegt, mit seinen Beanstandungen direkt an den Ursprung selbst wenden. Ich für meinen Teil
glaube erst mal noch, dass es doch vornehmlich eigene musikalische Interessen waren, die hier im Vordergrund
standen und nicht etwa unterschwellige Meinungsmache... das zumindest, solange wie sich mir kein
größerer Gegenbeweis eröffnet. Ansonsten wenden sich alle, die jetzt vielleicht Interesse gefunden haben,
einfach an folgende Adresse: http://www.liveeclipse.de/ Hier findet man auch noch ältere Ausgaben dieses
ansonsten sehr gelungenen Magazins. |
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