XIBALBA

Ah Dzam Poop Ek (CD 1994)


Nun komme ich zu einem Exoten, der, verglichen mit dem Pack, das heutzutage im alten Aztekenreich Mexiko sein Unwesen treibt, wie ein unbekannter Gott auf dem Thron des Schwarzstahls hockt; mit dem Unterschied, dass sich damals Xibalba zu schade waren, der angeblich nicht vorhandenen Szene durch ihre weitere Existenz und der damit verbundenen Wahrscheinlichkeit, dem Kommerz zu frönen, weiteren Schaden zuzufügen. Nebst einigen äußerst seltenen Releases wie den herkömmlichen Rehearsals oder Siebenzöllern brachte es dieser Act auf ein dreiviertelstündiges Album, das man schätzen lernt, wenn nostalgische Grundzüge den Charakter prägen.
Am besten und wahrscheinlich auch am simpelsten könnte die vorliegende Truppe mit "die mexikanischen Darkthrone in ihrer Trilogie-Phase" beschrieben werden: eine raue Produktion sowie kalte, monotone Riffs, deren Wurzeln eindeutig bei den Urvätern des Black Metals liegen. Innerhalb eines Songs werden eine Hand voll guter Ideen in einem duld-, wie hörbaren Maß wiederholt und gelegentlich mit einigen Bridges oder plötzlichen Breaks verfeinert. Lieder, wie das achtminütige "Furor Antiquus" oder das nachfolgende, wesentlich kürzere "Vuch" wissen gekonnt den Hörer auch nach mehr als zehn Jahren nach Veröffentlichung des Materials anhand ihrer hasserfüllten, misanthropischen Atmosphäre und der beinahe schon frechen Einfallslosigkeit, die in diesen musikalischen Sphären komischerweise immer wieder gerne kopiert wird, zu entzücken. Was aber den betreffenden Dreier trotzdem aus den Sumpf der frühen Copycats zieht, ist die Tatsache, dass die Gruppe nicht auf Elemente aus der intelligenten Maya-Kultur verzichtet hat. So werden sowohl die Sprache als auch die typisch indianischen Klänge in die schwarzmetallische Musik eingebaut, was in Songs, wie dem bereits erwähnten Opener sowie "Boluntiku Vahom" einfach hervorragend klingt. Besonders letzterer sticht durch seine stimmungsvollen, aufstrebenden Rhythmen und Melodien aus der Masse hervor. Selbst die schwächeren Lieder, wie das lediglich durchschnittliche "Itzam Cab Ain Katun", müssen Vergleiche mit neueren, ähnlich klingenden Kompositionen anderer Bands keineswegs scheuen. Die Wahrscheinlichkeit, in akustischen Duellen jeweils als Sieger hervorzugehen, ist sogar sehr hoch - vor allem diese unbeschreibliche Magie entführt einen in die alte, größtenteils friedliche Welt der Urbewohner Mittelamerikas.
Zusammenfassend wage ich zu behaupten, dass Xibalba, was grob übersetzt soviel wie "Unterwelt" heißt, mit ihrem ersten und leider auch letzten Werk eine wahre Sternstunde des Black Metals jenseits des Atlantiks geschaffen haben. Darüber hinaus bin ich mir definitiv sicher, dass jeder, der auch nur irgendwie mit Black Metal zu tun hat, beziehungsweise haben will, jene Langrille sofort ins Herz schließt ...und seien es noch so viele Anläufe, um die letzten Zweifel um den wirklichen Wert dieser Platte für immer aus dem Weg zu räumen!

9,5/10

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Amicus
04.04.2005


Redaktionsbewertung:
azaghal 7 psephos -
Laeknishendr - Amicus 9,5
Erik - odium -
sic - Wolfsgrimm -
IT - Mondtus -
Argathon -
Gesamtdurchschnitt: 8,3