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Unglaublich! Woods Of Ypres kommen quasi aus dem Nichts, dennoch legen die Kanadier mit "Against The Seasons"
eine äusserst gelungene erste Kostprobe ihres Könnens vor. Diese CDr ist als Demo gedacht, aber dermassen
überzeugend ausgefallen, dass es eigentlich Heerscharen von nutz- und talentlosen Bands mit
Plattenvertrag die Schamesröte ins Gesicht treiben müsste.
Nordischer BM ist angesagt und die Marschrichtung wird schon nach wenigen Minuten klar: "Bergtatt" ist das klassische Vorbild, besonders die epischen Doublebasspassagen wecken
Erinnerungen an Ulvers bestes Album. Woods Of Ypres geistigen Diebstahl vorzuwerfen, wäre jedoch falsch, sie
kochen lediglich mit den gleichen Zutaten: Melodie ohne Keyboards, gelegentlich klarer Gesang, kurze akustische
Einschübe. Doch selbst die besten Ingredienzien garantieren noch lange kein wohlschmeckendes Menü. Wie gut ist
es da, dass die Kanadier sich als wirklich geschickte Köche erweisen. Um das Fazit vorwegzunehmen: auf dieser
CD stimmt so ziemlich alles. Die Produktion ist passend zum Stil der Band nicht zu räudig ausgefallen, ohne
jedoch poliert zu wirken. Der Bass ist deutlich herauszuhören, und wie regelmässige Besucher dieser Seiten
mittlerweile wissen dürften, ist mir das immer ein paar Pluspunkte wert. Handwerklich habe ich ebenso nichts
zu meckern, eher im Gegenteil: Die Jungs waren ganz sicher schon vor WoY musikalisch aktiv. Und schliesslich
und endlich ist auch der Gesang zu meiner Zufriedenheit ausgefallen: kompetent und gefühlvoll, wenn "richtig"
gesungen wird; gekonnt aggressiv, wenn dem Rest der Welt die Pest an den Hals gewünscht wird.
Nachdem ich mich nun durch allerlei Standardgeschwätz zu einer ordentlichen Länge dieser Besprechung gearbeitet
habe, können wir endlich zum eigentlichen Thema kommen, zur MUSIK auf "Against the Seasons". Und das ist wirklich
ein erfreuliches Thema, denn die ist nicht von schlechten Eltern. Auf der Homepage der Band kann man sich das
erste Stück runterladen, und schon dieser Appetithappen ist ein wirklich gutes Beispiel für klassisch-nordischen
Black Metal mit einer ordentlichen Portion frostiger Melodien. Abwechslungsreich kommt "Crossing The 45th Parallel"
von der Festplatte, trotz Überlänge nie langweilig. WoY präsentieren sich als versierte Songschreiber, die es
nicht nur verstehen, ein Stück zu strukturieren, sondern auch noch Riffs schreiben, die einen Song tragen können,
ihm Persönlichkeit verleihen. Noch besser wird es aber, wenn man die CD dann endlich zu Hause hat, denn
"Crossing..." ist mitnichten das Beste, wozu WoY im Stande sind. Mein persönlicher Favorit ist "The Sea Of
Immeasurable Loss" mit genialen Melodien, absolut passend eingesetztem Klargesang und wunderbar traurigem
Schluss. Diese Stimmung herrscht auch im folgenden langsameren Stück "A Meeting Place And Time" vor, wo sie
durch melancholische Akustikgitarren noch verstärkt wird. Awaiting The Inevitable" ist zum Abschluss wieder
kämpferischer, stilistisch näher am ersten Song, allerdings transportieren die Riffs trotzdem eine unterschwellige
Traurigkeit. Nach einem kurzen Akustikintermezzo singen ganz am Ende die Gitarren noch einmal in einem Riff auf,
von dem ich mir wünschte, es würde nie mehr aufhören. Doch schon nach wenigen Sekunden ist der Spass vorbei und
damit auch die CD. Ich kann nur hoffen, dass wir von Woods Of Ypres bald mehr hören werden.
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