WITHERED

How Can The Hollow Dream...? (Demo 2003)


Wenn mir eine Band erzählt, dass sie ihr Demo mit Hilfe billiger Software aufgenommen hat, dann bin ich zwar für die Ehrlichkeit dankbar, erwarte aber verständlicherweise keine Wunderdinge in Sachen Produktion. Zumindest war das bis vor Kurzem so, mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Der Grund für diesen Sinneswandel ist das erste Lebenszeichen einer jungen isländischen Band namens Withered. Das bedeutet nun natürlich nicht, dass "How Can the Hollow Dream...?" mit einem hochgezüchteten Breitwandklang aufwarten kann. Was den Hörer erwartet, ist vielmehr eine beinahe perfekte Interpretation klassischer BM-Klangideale. Wild und ungestüm poltert das Demo aus den Lautsprechern, das Schlagwerk scheppert, die Gitarren sägen, der Gesang wurde reichlich mit Hall versehen. Das alles kann man sicher von vielen Demos sagen, doch im Hause Withered ist man sich hörbar des Unterschiedes zwischen "matschig" und "roh" bewusst, sind doch trotz aller Unpoliertheit auch Details problemlos zu geniessen.
Und zu geniessen gibt es einiges, kann doch der musikalische Inhalt problemlos mit der gelungenen Verpackung mithalten. Vier Stücke reinen und unverfälschten Schwarzmetalls haben Faun und Mistur für ihr Demo aufgenommen, pendelnd zwischen rasend-frostig und majestätisch, versehen mit semi-melodischen Gitarren und gelegentlichen Keyboardnebelschwaden. Hinter der Schießbude sorgt Mistur nicht nur für ein solides Fundament, sondern vermag hin und wieder sogar Akzente zu setzen. Wie bei vielen anderen Formationen auch ist bei Withered ein gewisser Darkthrone-Einschlag nicht von der Hand zu weisen. Den besten Anhaltspunkt zur stilistischen Ausrichtung der Truppe findet man meines Erachtens jedoch in Behemoth' Debüt "Sventevith", sei es nun die Produktion, der Keyboardeinsatz oder gelegentliche kurze Gitarrensoli. Auch das Demo der Iren Geasa könnte zur Lagebestimmung herangezogen werden, das dürfte aufgrund mangelnden Bekanntheitsgrades aber wenig hilfreich sein.
Man sieht, unter bloßer Berücksichtigung der Zutaten ist Withereds erster Versuch nicht sonderlich aufregend, das will ich gerne zugeben. Die Frische, mit der das Ganze dargeboten wird, ist dagegen jedoch nicht alltäglich. Man kann beinahe körperlich spüren, mit welcher Hingabe die jungen Isländer ans Werk gegangen sind, welche Leidenschaft sie während der Demoaufnahmen eingebracht haben. Zudem finde ich die kompositorische Kompetenz der beiden Krieger ganz erstaunlich. Sie haben ganz einfach das "gewisse Etwas", ein Händchen für Riffs und Melodien und wissen, wie das Material durch geschickte Rhythmus- und Stimmungswechsel auch auf Dauer interessant gestaltet werden kann. Darüber hinaus findet sich bei Withered das oft vermisste Gespür dafür, welches Element zu welcher Zeit wohin passt, seien es nun Details wie eine kleine Portion Keyboard oder ein bisschen Beckengewitter oder wirklich wichtige Dinge wie die Gesangsarrangements. Bei dieser vielversprechenden Band passt schlicht alles zusammen und so wird aus "How Can the Hollow Dream...?" ein äußerst hochklassiges Werk, dem ich einfach neun Punkte geben muss, auch auf die Gefahr hin, als Punkteverschwender gebrandmarkt zu werden. Ehre, wem Ehre gebührt.

9/10

 

 

Erik
03.03.2004

:: English version ::

When a band tells me that they have recorded their demo using a "shitty computer program" I may be grateful for the honesty but - quite naturally - I do not expect too much of a production. At least I thought so until recently but Islandic Withered's first recording had me reconsider that opinion. Now, don't get me wrong, you will not get any fancy Abyss sound on "How Can the Hollow Dream...?" (luckily). Instead, those guys have managed to capture an almost perfect interpretation of classic BM sound on disc. Wild and untamed the songs burst out of your speakers, drums crashing, guitars buzzing away. Of course one could say those things about a lot of demos. What makes Withered stand out is the fact that they have obviously understood the difference between "raw" and "plain bad". Even though the demo is unpolished one will have no trouble enjoying every single detail.
And there is a lot to enjoy as the musical contents of the demo reallymatches the promising sound package. Faun and Mistur have recorded four songs of pure black steel for their demo, alternating between raging-frosty and almost majestic parts, featuring semi-melodic guitars and occasional foggy keyboards. Behind the drum set, Mistur does not only lay a solid foundation for the music, he even delivers some crashing highlights. As many other bands, Withered cannot deny a certain influence by BM godfathers Darkthrone, but a much more important cornerstone to describe the stilistic approach on "How Can the Hollow Dream...?" is Behemoth' debut album "Sventevith", be it production-wise, the use of keyboards or the odd short guitar solo. Also the demo by Irish warriors Geasa could give a hint at what to expect from Withered but I guess that is not too much help as they never really made it anywhere after "Starside".
As you can see, just looking at the ingredients, this first Withered output may not seem too exciting, I will admit that much. What is out of the ordinary, however, is how fresh these Islandic guys sound. One can almost physically sense how much passion and enthusiasm they have put into the recordings. And above all, I find their competence as composers quite remarkable. They have that "certain something", the right feeling for riffs and melodies and know how to keep their material interesting with changes in rhythm and mood. Let's be honest, most bands simply lack the intuition which element fits where at which point in time. Withered have that intuition, you find it in details such as the use of keyboards or some heavy cymbal crashing, you find it in major things like the vocal arrangements. On "How Can the Hollow Dream...?" everything is right where it should be which makes it a great achievement for this promising band. And which easily deserves nine points even if that means creating myself a reputation as an "over-rater". Honour to whom honour is due.

Translated by Erik