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Na also, wer sagt's denn, es gibt doch noch aktuelle Veröffentlichungen, die mir zu gefallen wissen. Steffen,
der Einzelkämpfer hinter Winterthrone hat auf dem Debütalbum seiner "Band" wahrlich gute Arbeit geleistet,
denn Fans von alten Limbonic Art dürften an dieser Scheiblette ihre wahre Freude haben. Allerdings braucht
der geneigte Hörer dafür auch gute Ohren, denn bei dieser CD ist es alles andere als leicht, alles was
passiert, mitzubekommen.
Womit wir dann auch gleich beim Hauptmanko wären, denn der Sound ist für Musik solcher Art
ungeeignet. Bei
traditionellen BM Bands würde er sicherlich passen, aber für die Musik, die Steffen macht, mit ihren vielen
Keys und Stimmungswechseln, ist er nicht allzu zuträglich. Aber das soll jetzt auch nicht der Grund für einen
Verriss sein, nein, denn dieser Rohling bietet viele schöne Momente, die einen aufhorchen lassen.
Tonangebend bei den 7 Kompositionen ist dabei das Keyboard, welches immer wieder schöne Melodien hervorzaubert,
welche in meinen Augen teilweise sogar orientalischen Charakter haben, wie zum Beispiel in "Ruins Of Atrocity".
Besagtes Lied wartet dann auch gleich mit einem ungewöhnlichen Sample auf, denn ab 4:20 klingt es, als hätte
jemand während der Aufnahme im Hintergrund Billard gespielt (um mal bei der Ausdrucksweise meines Chefs zu
bleiben). Was dies allerdings darstellen soll, kann ich beim besten Willen nicht erklären. Auch "Gods Of
Winter" gefällt mir richtig gut, dieses Lospreschen der Drums, der keifende Gesang und die Keys erinnern
mich einfach an Limbonic Art zu ihren besten Zeiten und lassen mir wohlige Schauer über den Rücken laufen.
Erwähnt sein sollte allerdings, dass Steffen, ähnlich wie seine
Vorbilder (?), einen Drumcomputer benutzt, den
man zwar heraushört, der allerdings auch nicht negativ auffällt, da man es ja von Bands aus dieser Richtung
teilweise eh gewohnt ist. Etwas heraus sticht im Verlaufe der Platte besonders der sechste Track "Loss",
welcher sehr langsam und ruhig ist und damit im krassen Gegensatz zum restlichen, sehr schnellen Programm
steht. Aber gerade das macht den Song richtig interessant, da er schon beinahe einen gewissen tranceartigen
Charakter aufweist, mit langsamem, stampfendem "Schlagzeug" und einer Art Choralsound und Orgelklängen des
Keyboards. Leider kenne ich den Text nicht; da es sich dabei aber wohl um Verlust dreht, denke ich, passt
der Titel ganz gut, da sich der Song in der Tat wie die musikalische Untermalung einer Beerdigung anhört.
Zum Abschluss gibt's dann in Form von "Selfdestruction" noch mal ordentlich eins auf die Glocke, diesmal
wieder mit allen Zutaten, welche die Lieder vor "Loss" auch auszeichneten, sprich:
Geschwindigkeit, aggressiv verzerrtes Kreischen und auch ruhigere, auflockernde Midtempo-Momente. Schade ist nur, dass die
Gitarrenarbeit in diesem Orkan aus Keys, Gesang und Drums etwas untergeht, da der Erschaffer dieser CD auch
hier teilweise richtig gute Riffs auf Lager hat, die man aber nur mit großer Mühe heraushören kann, Sound
sei Dank.
Nun, ich denke man kam dem Steffen durchaus zu dieser Veröffentlichung gratulieren, da die Lieder
kompositorisch allesamt im grünen Bereich anzusiedeln sind und viele gute Momente beinhalten. Was mir noch
etwas fehlt ist so ein richtiger Hammersong, der einen wirklich von Anfang bis Ende wegbläst, so eine Art
"Beneath The Burial Surface" Winterthrones. Tja, und wenn der Sound das nächste Mal besser wird und noch ein
paar mehr eigene Einflüsse mit hineingenommen werden, dann lässt das nächste Werk Winterthrones Großes
erhoffen! |
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