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Nun, dem Experten schwarzmetallischer Kunst könnte man dieses Album mit einem simplen Vergleich beschreiben:
Winterblut's neues Werk verhält sich ähnlich zu Ved Buens Ende's "Those Who Caress The Pale" wie Abyssic Hate's
letztes Album zu Burzum's "Filosofem". Der Sound ist im Groben und Ganzen derselbe, jedoch kann man bei weitem
von keiner Kopie sprechen, da die Herangehensweise einfach von grundauf schwärzer, krasser und
selbstzerstörerischer ist.
Nun ist nicht jeder das, was man als "Experten schwarzmetallischer Kunst" bezeichnen würde, also versuche ich
mich an der schwierigen Aufgabe, dem ahnungslosen Leser zu beschreiben, welch kaputte Klangwelten ihn beim Hören
dieser CD erwarten. Im Musikunterricht höherer Klassen wurde man meist aufgeklärt über den grundlegenden
Unterschied zwischen harmonischen und disharmonischen Klängen. Letztere bestimmen maßgeblich die Grundstruktur
von "Grund: Gelenkkunst", was keinesfalls auf den im heutigen Black Metal Untergrund so verbreiteten Unwillen
die Gitarre zu stimmen zurückzuführen ist, sondern auf eine bewusste Vermeidung schöner, auf Anhieb ins Herz zu
schließender Klang- und Tonkombinationen. Niemals wird man vor dem geistigen Auge Wikingerschiffe und nordische
Wälder wiederfinden, eher verfallene Gassen alter Städte und Skalpellschnitte tief ins eigene Fleisch. Und ich
denke, dass allein schon das auf völlig eigene Art unheimlich verwaschene Artwork und die charakterstarke
Produktion dieses Album schon zu einer Besonderheit der heutigen schwarz-
metallischen Welt hervorheben, ganz zu schweigen von L'Hivers Gesang, der von Album zu Album eigenwilliger und beunruhigender wird.
Nun will und muss ich aber noch näher auf die einzelnen Lieder auf diesem Tonträger eingehen. Aus meiner Sicht
bewegt sich das gesamte Album auf einem sehr hohen musikalischen und atmosphärischen Niveau, doch drei Lieder
hatten es mir von Anfang an besonders angetan: Zum einen "Wenn ein Tropfen fällt" und
"Qualendurster", die jene
beklemmende Atmosphäre manch allseits bekannter Burzum-Klone zu disharmonischen Hymnen des Selbstmords
pervertieren, zum anderen das völlig abgefahrene "Grund: Abgrund", welches vor allem in seinem entfernt gotisch
angehauchten Mittelteil jeden Funken Hass auf die eigene Existenz im Inneren des Hörers aufwühlt. Dann, nach
mehreren, wie aus einem Bann heraus immer wieder folgenden Hördurchläufen, entfaltet ein Lied nach dem anderen
seine volle Wirkung und man gleitet aus seiner gewohnten Welt hinaus in die Irrdimensionen in Todessehnsucht
rhythmisch atmender Seelen.
Man sieht, dieses Album ist nicht in weltliche Begrifflichkeiten zu fassen und so empfehle ich nur jedem, selbst
einen Schritt in diese fremde, kalte Welt zu wagen. Meiner Ansicht nach die beste Veröffentlichung aus dem
schwarzmetallernen Bereich in den gesamten letzten Jahren. So lasset uns geschehen, es gibt kein Leben vor dem
Tod!! |
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