WIGRID

...Die Asche eines Lebens (CD 2005)


Von Anfang an war jedem, der mit "Hoffnungstod" in Berührung kam, klar, dass ein derart monumentales Werk nur mit exorbitant viel Mühe überboten werden kann. Galt ja der Erstling als richtiges Vorzeigewerk unter den Burzum-Derivaten. Drei lange Jahre gingen ins Land und in diesen tat sich viel: Zwischenzeitlich arbeitete Alleingänger Ulfhednir am Bass bei Old Pagan, sammelte Live-Erfahrungen und neue Ideen für ein Album, dessen zukünftige Existenz in den Sternen stand. Zeitweilig kamen sogar Gerüchte auf, dass Wigrid Geschichte sei, weil der Projektleiter keinen Bock mehr auf depressive Klänge hätte. Spätestens seit Mitte Juni (ungefährer Veröffentlichungszeitpunkt) verstummten die bösen Stimmen. 
Fünf weitere Lebensverneiner stellte der Saarbrücker auf die Beine, wobei das beinahe zu Tränen rührende Titelstück rein synthetischer Natur ist. "Erwachen" lässt beim Hörer nach dem regnerischen Intro keine andere Vermutung als "da hat sich kaum was verändert" zu. Nach wie vor werden Vikernes'sche sowie gewisse australische Einflüsse in eigenständiger Weise verarbeitet, wie gehabt wird das Spektrum, das die Moll-Tonleiter hergibt, bis zum Maximum ausgeschöpft. Einfache, effektive Riffs kommen mit einem diesmal besseren Drumcomputer, dessen Snare endlich wie eine Snare klingt und keine täuschende Ähnlichkeit zu einer deplazierten Bassdrum hat.
Apropos Bass: Ein derartiges, viersaitiges Instrument fand ausschließlich in "Der Schritt in die Tiefe" seinen erkennbaren Platz. Schade, denn seit Strids Klassiker "End Of Life" weiß man um die Magie der tief tönenden Melancholie. Stattdessen erschallen zwei nur leicht verzerrte Gitarrensäulen aus den Hörern, zu Recht in den Vordergrund gemischt. Im Vergleich zum Vorgänger jauchzt der verzweifelte Junge viel öfter, das sonst typische Schreien unterbindet er völlig. Leider fallen, ebenfalls as usual, einige Silben der sehr eigenen Vokaldarbietung zum Opfer, sprich beim Mitlesen der Texte bedarf es einer höheren Konzentration als sonst. Diese kann unter Umständen flöten gehen, da Melodien scheinbar ohne Ende gestreckt werden, somit macht sich Langeweile bis zum nächsten Part breit - und dieser kann schon mal noch vier, fünf Minuten entfernt liegen. 
"Die Asche eines Lebens" ist ergo ein überdurchschnittliches Werk, welches jedoch keineswegs an den genialen Vorgänger heranreicht. Bei jenen, die diese Tatsache wenig erschüttert, kann demnach keine Enttäuschung aufkommen. Und solange diese nicht das Bewusstsein dominiert, lässt es sich mit dem Zweitling durchaus leben.

7/10

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Amicus
27.08.2005


Redaktionsbewertung:
azaghal 7 psephos -
Laeknishendr - Amicus 7
Erik 6 odium -
sic 6 Wolfsgrimm -
IT - Mondtus -
Argathon 9 Ewigkeiten 6
Gesamtdurchschnitt: 6,8