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Von Anfang an war jedem, der mit "Hoffnungstod" in Berührung kam, klar, dass ein derart monumentales Werk nur
mit exorbitant viel Mühe überboten werden kann. Galt ja der Erstling als richtiges Vorzeigewerk unter den
Burzum-Derivaten. Drei lange Jahre gingen ins Land und in diesen tat sich viel: Zwischenzeitlich arbeitete
Alleingänger Ulfhednir am Bass bei Old Pagan, sammelte Live-Erfahrungen und neue Ideen für ein Album, dessen
zukünftige Existenz in den Sternen stand. Zeitweilig kamen sogar Gerüchte auf, dass Wigrid Geschichte sei, weil
der Projektleiter keinen Bock mehr auf depressive Klänge hätte. Spätestens seit Mitte Juni (ungefährer
Veröffentlichungszeitpunkt) verstummten die bösen Stimmen.
Fünf weitere Lebensverneiner stellte der Saarbrücker auf die Beine, wobei das beinahe zu Tränen rührende
Titelstück rein synthetischer Natur ist. "Erwachen" lässt beim Hörer nach dem regnerischen Intro keine andere
Vermutung als "da hat sich kaum was verändert" zu. Nach wie vor werden Vikernes'sche sowie gewisse australische
Einflüsse in eigenständiger Weise verarbeitet, wie gehabt wird das Spektrum, das die Moll-Tonleiter hergibt,
bis zum Maximum ausgeschöpft. Einfache, effektive Riffs kommen mit einem diesmal besseren Drumcomputer, dessen
Snare endlich wie eine Snare klingt und keine täuschende Ähnlichkeit zu einer deplazierten Bassdrum hat. Apropos
Bass: Ein derartiges, viersaitiges Instrument fand ausschließlich in "Der Schritt in die Tiefe" seinen
erkennbaren Platz. Schade, denn seit Strids Klassiker "End Of Life" weiß man um die Magie der tief tönenden
Melancholie. Stattdessen erschallen zwei nur leicht verzerrte Gitarrensäulen aus den Hörern, zu Recht in den
Vordergrund gemischt. Im Vergleich zum Vorgänger jauchzt der verzweifelte Junge viel öfter, das sonst typische
Schreien unterbindet er völlig. Leider fallen, ebenfalls as usual, einige Silben der sehr eigenen Vokaldarbietung
zum Opfer, sprich beim Mitlesen der Texte bedarf es einer höheren Konzentration als sonst. Diese kann unter
Umständen flöten gehen, da Melodien scheinbar ohne Ende gestreckt werden, somit macht sich Langeweile bis zum
nächsten Part breit - und dieser kann schon mal noch vier, fünf Minuten entfernt liegen.
"Die Asche eines Lebens" ist ergo ein überdurchschnittliches Werk, welches jedoch keineswegs an den genialen
Vorgänger heranreicht. Bei jenen, die diese Tatsache wenig erschüttert, kann demnach keine Enttäuschung
aufkommen. Und solange diese nicht das Bewusstsein dominiert, lässt es sich mit dem Zweitling durchaus leben. |
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