WATAIN

Casus Luciferi (CD/LP 2003)


In der letzten Zeit konnten diese drei okkulten Recken zusammen mit dem schon längst ausgestiegenen zweiten Gitarristen C. Blom, der nach dem umjubelten Erstlingswerk "Rabid Death's Curse" die Flinte ins Korn warf, massig Lorbeeren einheimsen. Bei den in meinen Augen teils famos geschriebenen Lyrics schlug Watain jedoch einen anderen Weg ein als die meisten Haudrauf-Bands: Im vorliegendem Opus ist zum Beispiel "Opus Dei (The Morbid Angel)" eines von vielen guten Beispielen, da man sich auf der einen anderen Seite die Mühe gab, sinnvolle Sätze/Reime zu produzieren, auf der anderen Seite aber nehmen sie vehement von Flüchen jeglicher Art Abstand, was heutzutage rar geworden ist. Ob solch schwere Kost auch jedem Schwarzmetaller zu Gefallen weiß, lasse ich erstmal außen vor und beschränke mich auf den Inhalt jener Scheibe. 
Für alljene, die entweder vom Trio noch nie etwas gehört haben oder gerne vage musikalische Orientierungen lesen möchten: Das zweite Album lässt Vergleiche mit frühen Mörk Gryning, Emperor, Frozen Shadows sowie insbesondere Dissection zu, sprich kalte, schwerst schwedische Früh-Neunziger-Mucke wütet aus den Lautsprechern, Black 'n Roll wird ebenso miteingebaut wie auch dezente Thrash-Anleihen. Im Gegensatz zu vielen Bands leisten die Skandinavier indes hier große Überzeugungsarbeit. Der Schweden-Dreier ist nicht nur in der Lage, höchst abwechlsungsreiche Riffs zu schreiben, diese nahezu perfekt mit Hilfe von Bridges, plötzlichen Breaks et cetera zu vereinen; es wird zudem eine Atmosphäre heraufbeschworen, welche aus unverfälschtem Hass, Kälte und Eingängigkeit besteht. Letzteres verpasst Watain endgültig den Kult-Stempel, weil trotz zahlreicher, einzelner Passagen stets der berühmte rote Faden die songtechnische Lage managt. Ein Exempel stellt "I Am The Earth" dar: Anfangs schleichend, hämmern Erik Danielsson & Co. mal schnell, mal schleichend-böse, ohne allerdings schon vorgetragenen Parts den Rücken zu kehren. Gegenteilig setzen "Satans Kinder" (Zitat aus deren Biographie) jene Déjà Vus zum richtigen Zeitpunkt ein - Ausnahmen ausgeschlossen! Das Titelstück (übrigens mit über acht Minuten der längste Track) klingt zwar wiederum total anders (keine Wiederholungen, unnötige Klau-Momente...), nichtsdestotrotz vergisst man nicht auf weiter oben kommentierte Erfolgs-Regel.
Der Produzent hat bei der Abmischung ausgezeichnet gehandelt. Während sämtliche Saitenhölzer rau und der Bass schön tief tönen, klingt das Schlagzeug trocken, wenn nicht sogar allzu hölzern. Trotzdem überholt jenes Klangbild so manche halbgare Pfuschaktion, was definitiv Lob meinerseits verdient. Schließlich verschärft beziehungsweise unterstreicht eben jene Stimmung die massenhaften, unverwechselbar kranken Momente.
Fazit: "Casus Luciferi" katapultiert Watain endgültig in die Liga der letzten Hoffnungen des skandinavischen Raumes. Hoffen wir, dass jener Zustand auch weiterhin beibehalten wird. Von meiner Seite hagelt es achteinhalb mehr als nur verdiente Zähler. A real big one.

8,5/10

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Amicus
13.08.2004


Redaktionsbewertung:
azaghal 7 Argathon -
Laeknishendr 7,5 Johannes -
Erik 7 psephos 9
sic - Amicus 8,5
IT - Wolfsgrimm 8,5
Gesamtdurchschnitt: 7,9