|
Na wenn das mal kein Brett ist... Vultyr haben ja schon mit ihren beiden Vorgänger-Alben bewiesen, dass
sie Stücke schreiben können, welche einwandfrei funktionieren. So liegt es folgerichtig auf der Hand,
dass die Finnen reihenweise Lobesrezensionen rund um den Erdball bekamen. Doch ausruhen kommt nicht in
Frage: Das schon etwas ältere dritte Album "Leviathan Dawn" knüpft nahtlos an die vorigen Großtaten an.
Ebenso begeistert Francisco Goyas indirekt beigesteuertes brillantes Coverartwork, dessen
Szenerie-Atmosphäre (Pfaffe "segnet" eine Menge flüchtender Leute) schlicht erdrückt. Genug der
Einleitung, nun zur Musik.
Stilistisch geht man, wie beim Vierer üblich, den thrashigen Black Metal-Weg - es geht also
dementsprechend rotzig zu. Große Änderungen im Songwriting wurden nicht vorgenommen, jedoch
brettert betreffende Gruppe, in denen sogar Azaghal-Mitglieder ihr Unwesen treiben, um einiges
innovativer, weil abwechslungsreicher als zum Beispiel auf "Monument Of Misantrophy". Groovige sowie
richtig abgehende Nummern halten sich die Waage, aus dem Rahmen fällt qualitativ aber das merkwürdige
Halb-Instrumental "It's What You Wanted": Den ganzen Song hindurch kommen ruhige Arrangements zum Einsatz,
was angesichts des Film-Monologes eines sadistischen, todessehnsüchtigen Fräuleins an krankem Charme
unüberbietbar scheint. Ansonsten hämmert hiesiges Quartett mal infernalisch schnell, manchmal indes auch
schleppend voran, bestes Beispiel für letztere Tatsache stellt der elfminütige Überhammer "Loudun 1633"
dar; sobald der Gitarrist das erste Riff spielt, macht sich unbeschreibliche Gänsehaut breit, da die
absolut thrashig-morbide Stimmung einfach genial rüberkommt. Bei circa acht Minuten wechseln Naakaa und
Konsorten vom ersten in den sechsten Gang - Folge: High-Speed. Leicht verzerrte, rar gesäte Gesangsparts
"schmücken" das restliche Fünftel von "Loudon". Kürzer geht's hingegen auf der extrem headbanganimierenden
Komposition "Ignorant Fuck" zu, dessen Stärken eindeutig im knackigen Aufbau samt Chorus liegen. Diesem
Schema gleichen Titel wie "Total Eclipse" (sehr viele Soli!), "Terror Extravaganza" (hier beweisen die
finnischen Musiker ihr wahres Können), "Satancide" oder "Leviathan Dawn" (liegt indes im rasenden
Geschwindigkeitsbereich). Komplizierter beziehungsweise bridgelastiger aufgebaut runden "The Hammer Of
Satan" sowie "The Omega-Point" das Album gekonnt ab.
Raue Gitarrenwände, satt klingendes, keineswegs schlecht programmiertes Schlagwerk aus der Dose, gewohnt
hasserfüllte Vokaldarbeitungen und das leise säuselnde Keyboard beim neunten Stück sind die Eckdaten der
insgesamt gelungenen Produktion, an welcher sich diverse andere Combos gerne mehrere Scheibchen
abschneiden können.
Fazit: Obwohl "It's What..." praktisch unbrauchbar/unnötig war, schadet dies dem restlichen Inhalt kaum;
die Truppe kann erneut (wenn vielleicht nicht vollends) überzeugen. "Leviathan Dawn" empfehle ich sowohl
alteingesessenen Black/Thrashern als auch Old School-Fetischisten. Nichtsdestotrotz bieten die
Schwarzmetaller "nur" gute Hausmannskost, müssen daher mit siebeneinhalb Zählern wieder nach Hause gehen.
Schade, denn Potenzial zur vollen Punktezahl haben Vultyr allemal. |
|