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"Vothana is Lord Nebulah", so prangt es auf dem handkopierten Demo-Beileger.
Ein Soloprojekt also. Und direkt daneben: "misanthropic vietnamese black metal". Aha, sogar ein vietnamesisches Black-Metal-Soloprojekt. Auf
der Rückseite ein wirklich böses Poserfoto und ein mehrsätziges Statement von Lord Nebulah - ich zitiere:
"Black Metal is a cult, not a trend. [...] Black Metal is about war, hatred, and above all, it is against
Christian ignorance." So allerdings sieht dieses Tape auch aus und so klingt es auch.
Der erste Track "Toi Vo Than", das mit seinen mehrspurigen Keyboards und Pauken, aber ohne Gitarren und Drums
ein wenig an poltrige Summoning anno 1992 erinnert, ist allerdings noch kein perfektes Beispiel dafür, wenn
auch ein schönes Stück. Lied nummero zwo, "Chien Tranh La Hanh Dien", ist dann allerdings ein typisches
Black-Metal-Epos, wenn auch mit fast 12 Minuten überdurchschnittlich lang. Auf Seite B geht's so weiter, wie
Seite A aufgehört hat. Seinen kriegerischen, hasserfüllten und gegen die christliche Ignoranz (ich frage mich
immer, ob Black Metaller wohl toleranter sind...) gerichteten Black Metal hat der Lord mit einem meist sehr
schnellen, einfach programmierten Drumcomputer, flirrenden Gitarren - von denen man eigentlich nur die
Leadgitarre hört und die spielt den Großteil der Zeit wirklich obskure Linien - und echt bösen, verhallten
Schreivocals angerichtet. Der Rest geht in dem klassischen Demosound - im wahrsten Sinne des Wortes - klanglos
unter. Was bleibt ist flinker, auf Atmosphäre ausgerichteter melodischer Black Metal ohne Keyboard, mit
gelegentlichen Akustikeinlagen und sehr episch angelegten Strukturen. Nicht mehr und nicht weniger. Die
insgesamt 4 Stücke sind im Grunde nicht schlecht und für ein erstes Demo wenigstens mit Anstand und besten
Absichten eingespielt, aber berühmt ist das Tape im Vergleich zu vielen anderen Veröffentlichungen eher doch
nicht. Das Songwriting ließe sich auf jeden Fall verfeinern (im Moment erinnert das alles etwas an eine
x-beliebige norwegische Band Anfang der 90er, die nie einen Vertrag bekommen hat) und an den instrumentalen
Fähigkeiten ließe sich auch noch einiges verbessern. Der Herr ist mit 19 schließlich noch lernbereit (hoffe
ich) und wie gesagt: die Ansätze sind da.
Eine Ungereimtheit aber bleibt für mich: wenn doch Lord Nebulah so für den vietnamesischen Black Metal
einsteht, warum wohnt er in den USA (ausgerechnet da!) und benennt seine Musik dann nach seiner Herkunft? Ich
finde das seltsam... ich habe auch kein Soloprojekt, das "pommersian Black Metal out of the Buchenrauch und
das schmeckt man auch" spielt, weil meine Oma eventuell aus Pommern kommt. Komisch. Oder sehe ich das falsch? |
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