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Vinterriket sind nicht mehr das Ein-Mann-Projekt, das den meisten, die jenes aus den Anfangstagen her kennen,
noch im Ohr ist. Nach den hier und da durchscheinenden schwarzmetallischen Überresten auf dem Album
"Winterschatten" war Schicht im Schacht mit keifender Stimme, mieser Produktion und dem üblichen Rest, das den
fachkundigen Hörer solche Musik als "Black Metal" identifiziert. Stattdessen überfallen sowohl dichte
Synthesizer- als auch Keyboardwände das Lauschzentrum, dessen Eigenschaften auch unter dem Genrenamen Ambient
bekannt sein sollten. Die deutschen Songtitel à la "Auf nebeligen Wiesen und Mooren" oder "Am brennenden
nördlichen Firmament" sind die allerletzten Hinweise auf die ehemals dunklen, gitarrenlastigen Lieder, die
sich am stärksten auf den ersten Demos verbreitet haben.
Eines ist jedoch anzumerken: Da Herr Ziegler seine früheren Trademarks wie Klampfen, Schlagzeug sowie sogar
Vocals, wie bei vielen seiner späteren Releases auch, durch gut aufeinander abgestimmte, elektronische
Helferlein (bei "Das fahle Licht" wird im mittleren Part sogar ein Drumcomputer eingesetzt) ersetzte, ist
dieser Re-Release von "Landschaftsmalerische..." eher zum faulen Rumliegen als angestrengtem Zuhören gedacht,
sprich man kann sich von der leichten Ambient-Kost, die stellenweise über sechs Minuten pro Track ergibt,
audiovisuell gleiten lassen. Für hartgesottene Metal-Veteranen klingt diese Beschreibung sicherlich wahnsinnig
langweilig, entspricht aber der Wahrheit, weil nämlich sämtliche Tracks von einer sich wiederholenden Ruhe
umgeben sind, die kurzzeitig, wie bei "In der Umarmung des Waldes" von hektischen Tönen unterbrochen wird, um
dann in einem verzerrten Fade-Out zu enden; zu keinem Zeitpunkt indes wird die melancholische Grundstimmung
vehement angegriffen, geschweige denn gänzlich in den Hintergrund gedrängt. Erwähnt werden sollte noch die
gelungene Cover-Version von Burzums "Der Tod Woutans", der zudem um einiges länger aus den Lautsprechern als
die Original-Version schallt. Bleibt nur noch die Frage zu klären, wie ein an und für sich schwerstens
metal-vorbelasteter Rezensent diese atmosphärische Ambient-Scheiblette bewerten soll...
Fazit: Da diese One-Man-Band es sich zum Ziel gesetzt hat, die Natur klangtechnisch umzusetzen, somit an
keinen fixen Arragments festhält und diese Form des Songwritings äußerst subjektiv vollzogen wurde, lasse
ich eine typische Punktevergabe außen vor, obwohl der Inhalt jener Aufnahme bei weitem nicht schlecht
vorgetragen wird. |
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