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Tja, das nennt man wohl Arbeitseifer: Kaum hört sich der grenzenlos geniale Vorgänger schon ein bisschen
abgestanden an, kommt das Duo, verstärkt um eine orchestrale Stütze, mit
einem neuen Langspieler um die Ecke. "Die lassen einen (zum Glück) ja nie zur Ruhe kommen, hoffentlich sackt das Werk nicht total ab!", denkt sich
meiner einer. Mein Gott, wie weit lag ich daneben...
Der Geisteskrankenauflauf aus der holländischen Arena legt noch einen drauf und verwirrt den eh schon leicht angespannten Hörer mit
klassischer, düster gefärbter Musik - Kontrabässe, Violinen, Pauken und Trompeten en masse. Man könnte anfangs den Fehler machen und
glauben, dies sei nur ein originelles Intro - schon wieder falsch! Die ziehen das wirklich beinhart durch; bei satten drei von sieben Liedern gibt's
spannend aufgebaute Orchesterstücke vom Feinsten. Zwar erreichen diese noch nicht das schwindelerregend hohe Niveau eines "Leningrad"
(von Dmitri Schostakowitsch komponiert), zum begeisterten Lauschen reicht es aber
allemal und gegen Möchtegern-Symphonik à la Dimmu Borgir können Urfaust
erst recht locker bestehen. Auch im Bereich des "konventionellen", wieder äußerst
roh produzierten Schwarzmetalls fahren die Holländer auf der Erfolgsspur: Einen winzigen Zacken kranker schleichen die Tracks dem Ende
entgegen. Und dann kam "Verflucht das Blenden der Erscheinung"...
niemand darf aus dem Leben scheiden ohne vorher diesen Song gehört zu haben... jegliche Beschreibung verfälscht die wahre Intensität dieses Meisterwerks...
Habt ihr schon jemals einen Vokalisten so richtig ausrasten, leiden und schreien gehört? Oder schon derartig verzerrte Riffs gehört, die so elendigst geisteskrank, so widerwärtig genial
klingen? Wohl kaum, wenn euch jenes Lied bisher vorenthalten wurde. Dieses Lied darf sich mit ultimativen Hymnen wie "Freezing Moon",
"Wings Of Sorrow" oder "Kathaarian Life Code" den ersten Platz im BM-Songwriting teilen. Es ist mir ziemlich egal, wie ihr an dieses
potentielle Jahrhundertwerk rankommt, es muss definitiv vor eurem Ableben passieren. Jetzt fragen sich sicherlich einige Leser, warum ich
dieses Stück so dermaßen verehre. Nun, in Anbetracht der restlichen, marginal
"unauffälligeren" (in Verbindung mit Kreationen anderer Bands verliert dieses Adjektiv natürlich seine Existenzberechtigung) Beiträge
ist diese Vergötterung mehr als angebracht: Schleichendes Schlagwerk, teils thrash-schnelle Melodien... und dieses hasserfüllte
Stimmorgan Willems, welches schon so manches krächzverwöhnte Gehör einfror.
Wer "Geist ist Teufel" den ganzen Tag lang in der Anlage rotieren ließ, wird den vorliegenden Siebenteiler garantiert noch länger dem Laser
oder der Nadel aussetzen - demzufolge absolut überflüssig, jetzt hier fortzufahren, ich muss ja schließlich wieder zurück zum Plattenspieler! |
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:: English version ::
Well, I guess this is what you call diligence, then. Just when the incredibly ingenious predecessor starts
wearing off a bit, Urfaust come up with a new LP, and this time, reinforced by orchestral support. "These guys
(fortunately) just won't let you come to peace. I hope they didn't screw this up!", I thought. My God, I was
so wrong.
This bunch of Dutch nut cases goes one step further and confuses the already tense listener with classical,
sombre music - contrabasses, violins, kettledrums and trumpets en masse. In the beginning, one could be
mistaken and think this is just a nice intro - wrong again! They really go through with this; in three of
seven songs you will find thrillingly composed orchestral pieces of the finest sort. They might not be on the
vertiginous level of a "Leningrad" (by Dmitri Schostakowitsch), but it is more than enough for an enthusiastic
listen and heads and shoulders above pseudo-symphonic rubbish such as Dimmu Borgir.
Very well done as well are the "conventional", very rawly produced Black Metal parts, which appear to be
slightly "sicker" this time. And then there was "Verflucht das Blenden der Erscheinung" ...nobody must leave
this world before having heard this song... any description would falsify the true intensity of this
masterpiece... Have you ever heard a vocalist go absolutely and thoroughly mad? Or such distorted riffs that
sound so completely insane, so repugnantly ingenious? Hardly, if you haven't heard this track yet. This song
may share the very first place of BM-song writing with ultimate hymns such as "Freezing Moon", "Wings Of
Sorrow" or "Kathaarian Life Code"! Honestly, I don't care how you get your hands on this potential album of
the century; just make sure it happens before your deceasing. Now, many readers might ask themselves, why I'm
lost in total worship to this piece. Well, in consideration of other, marginally "unobtrusive" (of course, in
relation to the creations of various other bands, this adjective becomes absolutely invalid) contributions,
this idolisation is very well justified. Creeping battery, partly thrash-like-fast melodies... and Willems
utterly hateful voice, which has frozen many a shrieking-spoiled ear.
Those who had "Geist ist Teufel" running in their player all day long will find that this new album will be
subjected even longer to their laser or needle - therefore, it is absolutely unnecessary to continue with
this, as I have to return to my record player!
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