URFAUST

Geist ist Teufel (CD/LP/MC 2004)


Selten zuvor hat eine Veröffentlichung mich dermaßen beschäftigt, wie das vorliegende Erstlingswerk vom holländischen Duo Urfaust. Nachtraaf und Willem (unter anderem auch in Projekten wie Fluisterwoud tätig) sind laut ihrem Label obskurer, eigenständiger Black Metal und diese Bezeichnung ist, im Gegensatz zu vielen anderen Retortenbands, die als obskur bezeichnet werden, sogar ein klein wenig untertrieben. Warum dem so ist, versuche ich zu erklären.
Klar, auch diese Gruppe setzt auf das üblich rohe Klanggewand, sprich kein Bass, rohes, monotones Gitarrensäuseln sowie ein druckvolles Schlagwerk aus der Dose, hier etwas lauter als auf anderen Releases zu Werke gehend. [Edit: Hierbei handelt es sich um echte Drums] Aber es sind vor allem die extremen Vocals, die dieses minimalistische Album so unglaublich reizvoll machen. Da werden zuerst die Stimmbänder à la Wigrid tüchtigst malträtiert, um dann in einen unheilschwangeren klaren Gesang überzugehen, der herrlich geisteskrank wirkt und auf den ersten Lauscher auch gar nicht so richtig zum kalten Rest passen will. Je öfter man allerdings "Geist ist Teufel" über sich ergehen lässt, desto mehr wächst die Überzeugung, dass Urfaust das Richtige getan haben. Gleich das erste Stück fesselt von Beginn an: Ein simples, langsames Riff, dazu der Drumimitator. Wenige Sekunden später bricht der Sänger aus sich heraus und bietet seinen unendlichen Schmerz in all seinen stimmlichen Möglichkeiten dar, völlig egal, ob's zum Rest passt oder nicht (meistens tut es das). Er ist fast den ganzen Song über in seinem Ausnahmezustand zu vernehmen, kaum legt er eine Pause ein, geht es schon wieder los. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass sich an den Melodien bzw. dem Tempo des Liedes kein bisschen was ändert, es aber im Endeffekt Jacke wie Hose ist, da dies dem weltfremden Charakter noch zusätzlich Feuer gibt? Nicht dass dies die einzige Nummer wäre, auf welcher solche Geschehnisse ihren Lauf nehmen. Nein! Willem scheut keineswegs davor zurück, sogar dem ansonsten eher öden Intro (eine Art orchestrales Chaos mit vielen Fanfareneinsätzen, dem Titeltrack sehr ähnlich) seinen kaputten Stempel aufzudrücken. Genau das zeichnet die Musik der beiden aus und macht sie obendrein so genial.
Es stimmt einfach alles, vom ersten bis zum allerletzten Ton weiß die Platte beim geneigten Hörer stille Begeisterung, mitunter auch grenzenlose Verwunderung über dieses extraterrestrische, ja unwirkliche Album hervorzurufen. Ich wage es trotzdem zu behaupten, dass hiermit der Höhepunkt ihres Schaffens erreicht wurde, es somit nur bergab gehen kann. Von Hoffen hat hier jedoch keiner was gesagt...

10/10

 

 

Amicus
06.01.2005


Redaktionsbewertung:
azaghal - Argathon -
Laeknishendr 9 odium 9
Erik - Amicus 10
sic 9 Mondtus 8
IT 9 Herr B. 9
Gesamtdurchschnitt: 9