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Selten zuvor hat eine Veröffentlichung mich dermaßen beschäftigt, wie das vorliegende Erstlingswerk vom
holländischen Duo Urfaust. Nachtraaf und Willem (unter anderem auch in Projekten wie Fluisterwoud tätig) sind
laut ihrem Label obskurer, eigenständiger Black Metal und diese Bezeichnung ist, im Gegensatz zu vielen anderen
Retortenbands, die als obskur bezeichnet werden, sogar ein klein wenig untertrieben. Warum dem so ist, versuche
ich zu erklären.
Klar, auch diese Gruppe setzt auf das üblich rohe Klanggewand, sprich kein Bass, rohes, monotones Gitarrensäuseln
sowie ein druckvolles Schlagwerk aus der Dose, hier etwas lauter als auf anderen Releases zu Werke
gehend. [Edit: Hierbei handelt es sich um echte Drums] Aber es sind vor allem die extremen Vocals, die dieses minimalistische Album so unglaublich reizvoll machen. Da
werden zuerst die Stimmbänder à la Wigrid tüchtigst malträtiert, um dann in einen unheilschwangeren klaren
Gesang überzugehen, der herrlich geisteskrank wirkt und auf den ersten Lauscher auch gar nicht so richtig zum
kalten Rest passen will. Je öfter man allerdings "Geist ist Teufel" über sich ergehen lässt, desto mehr wächst
die Überzeugung, dass Urfaust das Richtige getan haben. Gleich das erste Stück fesselt von Beginn an: Ein
simples, langsames Riff, dazu der Drumimitator. Wenige Sekunden später bricht der Sänger aus sich heraus und
bietet seinen unendlichen Schmerz in all seinen stimmlichen Möglichkeiten dar, völlig egal, ob's zum Rest
passt oder nicht (meistens tut es das). Er ist fast den ganzen Song über in seinem Ausnahmezustand zu
vernehmen, kaum legt er eine Pause ein, geht es schon wieder los. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass sich an den
Melodien bzw. dem Tempo des Liedes kein bisschen was ändert, es aber im Endeffekt Jacke wie Hose ist, da dies
dem weltfremden Charakter noch zusätzlich Feuer gibt? Nicht dass dies die einzige Nummer wäre, auf welcher
solche Geschehnisse ihren Lauf nehmen. Nein! Willem scheut keineswegs davor zurück, sogar dem ansonsten eher
öden Intro (eine Art orchestrales Chaos mit vielen Fanfareneinsätzen, dem Titeltrack sehr ähnlich) seinen
kaputten Stempel aufzudrücken. Genau das zeichnet die Musik der beiden aus und macht sie obendrein so genial.
Es stimmt einfach alles, vom ersten bis zum allerletzten Ton weiß die Platte beim geneigten Hörer stille
Begeisterung, mitunter auch grenzenlose Verwunderung über dieses extraterrestrische, ja unwirkliche Album
hervorzurufen. Ich wage es trotzdem zu behaupten, dass hiermit der Höhepunkt ihres Schaffens erreicht wurde, es
somit nur bergab gehen kann. Von Hoffen hat hier jedoch keiner was gesagt... |
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