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Achtung, Steine bereitlegen! Ich habe, wahrscheinlich unverzeihlich, gesündigt:
Die "Wiege des Schmutzes" lief absichtlich durch meine Boxen. Nicht mal deren ältere, weitaus erträglichere Kost wurde gespielt, sondern
ihre aktuellste Gotenschmonzette. Dementsprechend weh tat diese Prozedur meinen Lauschern, obgleich die englischen Vampire sich offensichtlich
nicht mehr an die puristischen Grenzen des ausgesuchten Genres halten
wollen und stattdessen jetzt extremen Metal mit wie gewohnt süßlicher
Symphoniekunst spielen. Das vorliegende Trüppchen (Schlagzeuger, Basser und zweiter Gitarrist werden laut Infoblatt noch gesucht) ist ein
großer Verehrer des Sextetts. Es inspiriert die Jungs so stark, dass in der Thanks-Liste nicht einmal das Kürzel Platz fand. Mag verstehen,
wer will. Jedenfalls klingt "From Grace To Tragedy" wie eine Ansammlung an
neuen oder beiseite gelegten Tracks aus der britannischen Schmiede,
musikalisch als auch lyrisch. Spätestens zweiterer Aspekt überführt Thorns Of Ivy, da, ähnlich dem Vorbild, ausschließlich dunkle Romantik thematisiert
wird - Dani Filth heißt drei neue Schüler in seiner Lyricschule willkommen. Doch dies allein würde kaum stören, wenn der Vocalist nicht der
Versuchung widerstünde, seinen Mentor in all seinen Belangen 1:1 zu kopieren. Jeder noch so kleine Quietschlaut atmet den Geist des kleinen
Mädchenschwarms ein. Zum Glück wussten das die anderen zwei und bauten, wahrscheinlich im guten Glauben, dass dies hoffentlich dem wachen
Schreiborgan verborgen bleibt, eine Unzahl an synthetischen Zwischenstücken in das Albumgerüst ein, allesamt von mäßiger Qualität. In dieselbe
Kerbe schlagen die beiden Sechssaiter, frei nach der These: Warum auffallen? Man versucht schlichtweg, es den erklärten Idolen gleichzumachen,
ergo Nichtssagendes, Emotionsloses, jedoch handwerklich Geschicktes der Durchschnittstrauerweide
auf's Auge zu drücken. Dass ich bei derartigen
Präsentationen leicht einnicke und durchaus vorhandene, klischeelose Ansätze verpenne, bedarf keiner großen Rede. Negativer Höhepunkt sind die
weiblichen Stimmdarbietungen; aufgrund der grottigen Performance eh schon selten anzutreffen, machen sich, wenn's soweit ist, Zweifel breit.
Wieso verzerrten die Producer ihre Passagen so unangenehm extrem? Liegt es schlicht daran, dass nichts Besseres gefunden wurde? Oder hatten
die verantwortlichen Knöpfchendreher einfach nur einen schlechten Tag? Ich fürchte, nur die Sterne wissen Bescheid... Bei entsprechender
Promotion wird, da bin ich mir sicher, Thorns Of Ivy seine Zielgruppe finden, darüber hinaus zügig an Fans gewinnen. Diese werden
überwiegend weiblich sein und schon Onkel Dani hinter der Bühne glücklich gemacht haben. Aus meiner Sicht dürfte dieser Umstand der wahre Grund sein,
ins, ich nehme mal an, kommerziellere Business einzusteigen. Wein, Weib und... wie hieß noch mal das Dritte? |
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