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Innovation ist im extremen Metal unmöglich? Nein, die Portugiesen The Firstborn beweisen, dass auch auf
diesem musikalischen Sektor noch nicht alles ausgereizt wurde. Das Stichwort lautet Folklore, und jede
Kultur hat eine eigene solche, jedoch ist man meistens auf jene der nordischen Kulturen oder derer des
Balkans fixiert. The Firstborn gehen hier jedoch einen eigenen Weg und behandeln textlich und musikalisch
den Thantrieschen Buddhismus bzw. das Buch der Toten aus diesem Bereich. Wie gesagt schlägt sich das Ganze
auch im musikalischen Bereich nieder, doch dazu später mehr.
Die CD geht exakt eine Stunde und ist auf höchstem technischen Niveau. Alle Instrumentalisten beherrschen
ihre Instrumente perfekt und setzen sie eindrucksvoll ein, so manches Mal schlägt dem geneigten Hörer
förmlich die Kinnlade auf den Boden beim Hören der dargebotenen Musik und deren Vielfalt. Wenn ich jetzt
Emperors "Prometheus"-Album in den Raum werfe, sollte ungefähr jeder wissen, womit er es hier zu tun hat:
Unglaublich vielseitige Arrangements aus allen Bereichen des extremen Metals treffen in kürzester Zeit
aufeinander, Riffs, die so manche Band in einem Album verwertet, trifft man hier in einem Song wieder. Auch
der Gesang erinnert stellenweise sehr stark an Ihsahn zu späteren Emperor-Zeiten.
Herzstück des Ganzen sind die Einflüsse aus jenen Kulturen, in welchen der Thantriesche Buddhismus "zu
Hause" ist: Durch eingesetzte Flöten, Sitar, Gesänge etc. entsteht eine wirklich faszinierende, fremdartige
Atmosphäre, die zu überzeugen weiß. Hier wird etwas Neues und wirklich Interessantes dargeboten. Leider sind
die Texte in mir vorliegender Promo nicht vorhanden, sodass ich hier keine weiteren Details zu jenen
preisgeben kann. Das Ganze hat jedoch auch die Folge, dass dieses Album einiges an Zeit braucht, um sich dem
Hörer zu entfalten und ihn beim ersten Durchgang förmlich erschlägt. Soundtechnisch ist das Ganze auch sehr
sauber gehalten, trotzdem hat das Album immer noch das Quäntchen an Brutalität, welche manche zu saubere
Produktion vermissen lässt.
Abschließend lässt sich sagen, dass The Firstborn mit diesem Album ein solides Stück abgelegt haben. Die
Komplexität wird sicherlich viele abschrecken und auch generell ist das Album eher für aufgeschlossene Hörer
geeignet, traditionellen Black Metal wird man hier NICHT vorfinden. Jene, die aber von komplexem, gut
durchdachtem extremem Metal mit einer exotischen Note nicht genug bekommen können, sollten hier auf jeden
Fall zuschlagen. |
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