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Wer kennt diese Scheibe eigentlich noch? Wider Erwarten kaum jemand. Vom Underground wurde "The Other Side"
meistenfalls natürlich ignoriert, denn die Tatsache, dass hier Produzentenguru Peter Tägtgren bzw. Hypocrisy
in vertauschter Besetzung am Werk waren, hätte dieses Album eigentlich in verkaufstechnisch enorme Dimensionen
befördern müssen. Logisch, allein dieser Fakt macht kein gutes Album aus, aber was hier rein musikalisch an
schwarzem Stahl geboten wird, ist einfach nur Klasse!
Tägtgren und Co. begeben sich auf eine Gratwanderung zwischen norwegischem und schwedischem Black Metal, die
sich gewaschen hat. Denn hier wird geholzt und gekreischt und gesägt, dass es einfach Spaß macht. Dabei wird
besonders auf eingängige und teils auch melancholische, aber immer absolut geniale
Melodien sehr viel Wert gelegt und macht dieses Album somit zu einer abwechslungsreichen und aggressiven Metzelei exzellent gespielten
Schwarzmetalls. Wer jedoch seine Stimmbänder malträtiert, wird irgendwie nicht richtig klar, da im CD-Inlay
bei allen Musikern die Vocals mit angegeben sind, aber nur eine Stimme wirklich vernommen werden kann. Naja
egal, immerhin passt das Gekrächze und Gekreische hervorragend zum gebotenen Blastbeatgehämmere. Klar, die
Schweden haben hier nix wirklich Neues kreiert, aber die Qualität der Stücke ist immerhin weit mehr als
überdurchschnittlich und auf diese eigenständige Art und Weise ist schwedischer Black Metal mit leicht
norwegischer Note sehr selten gespielt worden. Mit jeder Menge Energie und Aggression werden die Songs
runtergeschrubbt, verfeinert mit langsameren, manchmal auch thrashigen Zwischenspielen. Einziges Manko ist
die etwas zu kurz geratene Spielzeit von gerademal einer halben Stunde und da sich auf "The Other Side" auch
noch eine saubere Version von Celtic Frost's "Massacra" befindet, wird für ein Album doch recht wenig eigenes
Material geboten.
In Bezug auf die Produktion brauche ich mich, glaub' ich, nicht äußern, da mit dem Namen Tägtgren eigentlich
schon alles gesagt sein dürfte. Sicher wird diese Scheibe den absoluten Underground-Freak nicht zufriedenstellen,
aber Leute, die auf Image oder Präsentation keinen Wert legen und auf sauber gespielten, fiesen und schnellen
Black Metal stehen, dürfte "The Other Side" durchaus begeistern. |
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