|  | "Gott schuf Slaven und Indianer und im Suff die geilen Österreicher..." So oder so ähnlich hängt mir dieser
        Spruch schon seit geraumer Zeit in den Gedanken. Ebenso wie Summonings drittes und wahrscheinlich ewig bestes
        Werk "Dol Guldur". Während Silenius und Protector auf ihrem letzten Meisterwerk "Let Mortal Heroes Sing Your
        Fame" zu alter und dennoch erfrischender Stärke zurückfanden, sind die Veröffentlichungen zwischen eben
        genanntem und dem '96er Goldstück nur noch als Phase der Kraftlosigkeit oder einfach Leerlauf zu bezeichnen.
        Und erwähnte alte Stärke ist im jetzigen Falle das Stichwort. Denn Summoning perfektionierten mit "Dol Guldur"
        nicht nur ihr Wesen, sondern erschufen für die Anhänger der Ösis wohl auch das zeitloseste und emotionalste
        Werk ihrer Bandgeschichte. Seit dem Album-Debut "Lugburz" gibt man sich lyrisch konzeptionell einzig Tolkiens "Der Herr Der Ringe" hin
        und tüftelte Scheibe für Scheibe eine bessere, passendere musikalische Interpretation dieses Stückes
        Weltliteratur aus. "Dol Guldur" ist die Mustergültigkeit dessen. Melodien abseits jeglicher normalen
        Kompositionsstrukturen, Spannungssteigerungen fernab von wirkungsvollen Tempowechseln und Atmosphäre im
        individuellsten Sinne sind die maßgebenden Eigenschaften dieses Wunderwerkes. Von Synthesizern dominiert und
        Gitarren leicht untermalt, vermag Summonings bestes Album, wie so wenige andere, wahrliche Landschaften, ja
        Szenarien und ganze Welten vorm geistigen Auge entstehen zu lassen. Im Vergleich zum letzten Release setzt
        man seine Münzen allerdings nicht nur auf Majestätik und Erhabenheit, sondern geht viel introvertierter,
        besinnlicher und demzufolge melancholischer zu Werke. Traurig und prunkvoll, das würde es womöglich treffen,
        denn was kann berauschender sein als Monotonie, erschaffen durch ständige Wiederholungen von Melodie und
        beigefügten Feinheiten, die eben das widerspiegeln... Ich sage absichtlich beigefügt, denn diese einflüsternde
        Melodik, geprägt von gediegener Dramatik, erscheint so mächtig, dass alles was drumherum geschieht beinahe
        zur Nebensächlichkeit reduziert wird. Aber nur beinahe, immerhin bilden ein teils gekrächzter, teils
        geflüsterter Gesang, der kaum zu vernehmende, aber deshalb so undurchbrechliche Gitarrenwall und ein doomiges,
        zweifelsfrei sehr simples Drumming, das altbekannte Tüpfelchen auf geliebtem i. Oder anders beschrieben: Die
        perfekte Ummantelung für perfekte Melodien.
 Träumerisch, ja eigentlich flüchtend, säuseln einem Epen wie "Elfstone" oder "Kôr" entgegen und hinterlassen
        ein Bildnis der Frauen Gondors und Rohans, die ihrer im Kampf gefallenen Männer singend klagen. Königlich und
        ermutigend wiederum zeigen einem "Unto A Long Glory..." oder "Khazad Dúm", dass man stolz und gewissenhaft
        auf fernliegende Schlachten zurückblicken soll. Ruhige und dennoch intensive Emotionalität soll hier
        repräsentativ Stellung für den Zauber dieses Brillanten einnehmen. Das hat trotz des Ursprungs sicherlich
        nichts mit Black Metal zu tun, soll es aber auch gar nicht. Hass, Wut und Aggression hätten "Dol Guldur" sehr
        wahrscheinlich zu einem Werk werden lassen, bei dem niemand so richtig weiß, was er davon halten soll. So
        jedoch gingen Summoning den einzig richtigen Weg und kreierten einen schimmernden Klumpen Musik, vergoldeten
        ihn mit einer schlicht sitzenden Produktion und vereinten beides so geschickt, dass das Resultat den Status
        von Genialität erreicht. Dieses Album hat keine Schwächen, ebenso nicht, wie Tauglichkeit für jedermann
        vorliegt. Befindliche Songs wurden für ein ganz bestimmtes Klientel geschrieben und ich zähle mich sehr gern
        dazu. Gottgleich!
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