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Die erste Begegnung mit etwas Neuem von Secrets Of The Moon hat etwas vom Kauf eines Überraschungseis. Denn wie
bei vielen anderen "Weiterentwicklern" im BM kann man auch bei SOTM heutzutage nie ganz sicher sein, was man
letztendlich bekommt; am Ende könnte es ein doofes Minipuzzle sein. Das ist natürlich Teil des Reizes, aber
andererseits eben auch Grund für eine gewisse Unruhe. Doch da hilft alles Schütteln und jede noch so präzise
Klanganalyse nicht, der "Gegner" muss konfrontiert werden.
Also Alufolie abfummeln, Schokolade verputzen und ran an die Überraschung. Sofort stellt sich Erleichterung ein:
kein Puzzle, den Eiergöttern sei Dank. "The Exhibitions EP" ist sofort als SOTM-Werk zu erkennen, vor allem
aufgrund der im Vergleich zum letzten Album recht ähnlich klingenden Produktion. Dennoch treten SG und Co.
natürlich nicht auf der Stelle, musikalisch sind durchaus Veränderungen auszumachen. So ist das neue Material
weniger komplex und insgesamt auch langsamer als "Carved In Stigmata Wounds" ausgefallen. Die Band konzentriert
sich diesmal mehr auf einige wenige mächtige Riffs und gibt diesen Raum zur Entfaltung. Gelegentlich entsteht
für mich so der Eindruck, man hätte den Vorgänger mit "Ceremony Of Opposites" gepaart. Doch die ganze Wahrheit
ist das natürlich noch nicht: Als Gegenpol zu den kalten, oft beinahe kargen Riffs bietet die Band wunderschöne
Leadgitarren auf, die einen Bogen in die Vergangenheit schlagen. Sie vermitteln nämlich eine ähnlich epische
Stimmung wie seinerzeit "Moonstruck" auf dem Debüt, ein Element, dem auf "Carved..." leider nicht sonderlich
viel Platz eingeräumt wurde.
Diese MiniCD zeigt SOTM also auf dem Weg zu neuen Ufern, ohne die eigene Identität und Vergangenheit zu
vergessen oder gar zu verleugnen. Dafür stehen nicht nur die beiden neuen, großartigen Stücke, sondern auch die
eigene Version von "Under A Funeral Moon". Diesem Klassiker hat man geschickt seinen eigenen Stempel aufgedrückt,
ohne dem Original Gewalt anzutun. So habe ich denn letztendlich auch keine anderen Klagen als die etwas dürftige
Spielzeit. Aber das ist kein sonderlich schwerwiegendes Problem: Lieber höre ich mir zehnmal am Stück "The
Exhibitions EP" an als einmal so einen Langweiler wie das letzte Besatt-Album. |
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