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Für den einen rückt sich Kvarfoth mit jedem neuen Kommentar in ein weiteres, schlechtes Licht, für den anderen
formiert er sich immermehr zu einer Art Kultfigur. Wie man diesen doch recht ungewöhnlichen Geist, samt seiner
Freitod-Propaganda auch sieht und wie man von ihm denkt, soll jedem selbst überlassen bleiben, doch wäre das
was Shining fabriziert, ohne diese Person wirklich Shining? Wohl kaum, denn das was jener Kvarforth versucht
den Hörern einzuflößen, findet in seiner Musik zumindest das nötige klangliche Grundkapital, um sich
dementsprechend zu manifestieren.
Ja, die Manifestation dieser Gedanken stellt "Within Deep Dark Chambers" ohne Zweifel dar. Dieses Debut
legte das Klangbild fest, welches sich auf den bisherigen beiden Nachfolgern, immer wieder auf ein Neues
offenbarte: verwaschen-wirkende, eindringlich-bösartige Gitarrenläufe, tempovariierendes Drumming und
verzweifelte, winselnde Vocals, wie man sie sich, so integriert, besser kaum vorstellen könnte. Finster und
bedrohlich kriecht die Musik, sei sie schleppend, aus der Anlage und nimmt die Gestalt eines bösen Geistes
an, der nach deiner Kehle greift. Fies und vergewaltigend springt die Musik, sei sie schnell, aus derselben
hervor und reißt dir blitzartig die Haut vom Leibe. Dies vermögen die kriechenden Parts jedoch ebenso - nur
langsam und qualvoll... An deinem Hals verharren, können allerdings auch die treibenden Abschnitte,
sodass man das ganze Album nur einen Gedanken hat: Tod. Er ist es nämlich, der dir seine Schönheit ins Ohr
flüstert und dich überredet für 51 Minuten in sein Reich einzutreten. Allein das einleitende Sample klingt
extremst bedrückend und einengend - ja fast hypnotisch. Hier wird weniger mit Depressivität gearbeitet, sondern
mit reiner Verzweiflung. Vocals und Riffs reden einem förmlich ein, dass das Leben sinnlos ist und ein Ende
finden sollte - es ergibt sich demzufolge kein melancholischer Teil auf dem Album, an dem man zu Tränen gerührt
nach dem Sinn des Sterbens fragt. Denn das verbreitete Gefühl, welches im besagten Sample seinen Anklang fand,
zieht sich konsequent durch die ganze Scheibe, ohne auch nur einen Moment des Aufatmens zu gewähren. Selbst
Akustikpassagen verkörpern Hoffnungslosigkeit und Todessehnsucht.
Es ist kaum im Bereich des Möglichen, Shinings musikalische Darbietung des Selbstmords real zu beschreiben,
denn eine so extrem dichte Atmosphöre verspürt man verdammt selten, egal welcher Natur sie ist. Es ist
nicht Musik, die Depression verkörpern soll, es ist viel mehr Musik, die den Hörer in jene hineindrängt.
Resultierend sind immerwieder Verzweiflung und Resignation. Stelle man sich allein die Tatsache vor, der
Sound sei ein definierbares Element - es wäre die Luft, die "Within Deep Dark Chambers" atmet, denn die
Produktion ist absolut unverbesserlich, will man die erwähnten Emotionen in Wort und Ton fassen. Alles
unterstützt die beängstigende Ausdrucksstärke der von Kvarforth vorgetragenen, mal fies und wütend, im Sinne
von "Bring dich endlich um!" geschrieenen oder extremst gepeinigten, zerrütteten Vocals, die fräsenden
und einheitlichen Riffs der hypnotisierenden Gitarren oder der verzweifelnd-hämmernden Drums enorm.
Schlepp-, Midtempo und Prügelei überreichen sich im Staffellauf die Herrschaft über den Hörer und bringen
somit eine wunderbar stationierte Abwechslung ins Spiel, die einen die Effektivität der Tracks erst recht
spüren lässt.
Im Grunde ist dieses Album, was Feeling und Atmosphäre betrifft, perfekt, nur warte ich noch auf den absoluten
Shining-Hit, der alles in Grund und Boden reißt. Mit "Stonelands" oder "Inisis" haben sie dies schon so gut
wie erreicht. |
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