|  | Vor einigen Monaten erfreuten Avantgarde Music den Rest der Welt mit der Botschaft, dass der von Euronymous
        seinerzeit als "Glamrocker" verunglimpfte Hellhammer heutzutage bei den Schweden Shining die Felle bearbeitet.
        Wenn man die Bandgeschichte betrachtet, stellt sich natürlich die Frage, warum eine Band mit offensichtlichen
        Stabilitätsproblemen ausgerechnet Herrn Blomberg als Mitstreiter verpflichten sollte, der gute Mann hat es
        schliesslich bei den wenigsten seiner Gruppen lange ausgehalten. Zur selbst propagierten extremen Ideologie der
        Mannen um Kvarforth passt Hellhammer auch seit Jahren nicht mehr, die mehr als traurigen Gründe brauche ich wohl
        nicht zu nennen. Ob er schliesslich eine musikalische Bereicherung ist, wage ich angesichts der hier gebotenen
        Stilistik zu bezweifeln. Und was lernen wir aus all dem? Die Italiener haben Hellhammer eingekauft, um mit dem
        (verblassten) Glanz seines Namens die Band Shining dem Mainstreampublikum und der Hochglanz-Metal-Presse
        schmackhaft zu machen. Im Endeffekt eine schlichte Promoaktion, die zumindest bei mir einen reichlich faden
        Beigeschmack erzeugt.Doch genug der Vorrede... In meinem CD-Spieler dreht sie sich nun, die Scheibe zur Werbekampagne. Lasst uns
        also für ein paar Minuten die Niederungen des MusikGESCHÄFTS verlassen, um uns der MUSIK zuzuwenden. Shining
        spielen atmosphärischen, bedrohlichen Black Metal, langsam bis mittelschnell, nie in Prügelorgien ausufernd.
        Schwarze Lava quillt aus den Lautsprechern und frisst sich in deine Seele. Und in ihren besten Momenten sind
        Shining wirklich majestätisch und allmächtig, unaufhaltsam und unwiderstehlich. Der Mittelteil von "Fields Of
        Faceless" beispielsweise ist ganz einfach nicht von dieser Welt, kann es in seiner tiefschwarzen Schönheit gar
        nicht sein.
 Doch wie so oft ist auch bei den Schweden nicht jeder Schuss ein Treffer, und das letzte Stück bildet eher eine
        positive Ausnahme auf einem Album, das zwar Potential aufzeigt, aber letztlich eher durchwachsen ist. Pluspunkte
        gibt es für den schön knurrigen Gesang und die bandtypische Klangphilosophie, den Bass weit in den Vordergrund
        zu rücken. Das hört sich nicht nur gut an, sondern sorgt auch für ein gewisses Mass an Eigenständigkeit. Nicht
        so begeistert bin ich von der Produktion auf "III - Angst, Självdestruktivitetens Emissarie", die in meinen
        Ohren einfach "etwas zuviel Abyss" ist, von den Vorgängern, die ja an gleicher Stelle aufgenommen wurden, habe
        ich dieses Problem nicht in Erinnerung. Und auch das Songwriting reisst mich nicht durchgängig vom Hocker. So
        habe ich zum Beispiel während der ersten drei Stücke oft das Gefühl,
        dass der Band die entscheidende Idee einfach gefehlt hat. Die Lieder sind zwar durchaus gut, aber DAS Riff ist einfach nicht da. Man wartet und
        wartet, man denkt sich "Jetzt, genau jetzt, müsste es genau SO klingen!", aber die Band war da offenbar anderer
        Meinung und so bleibt man als Hörer etwas unbefriedigt zurück. Manchmal sind sie wirklich nah dran, aber
        letztendlich ist es dann wieder nur ein "Hörgenuss Interruptus", genau wie sein naher Verwandter auf Dauer
        frustierend... Das ändert sich jedoch, wenn man bei Lied Nummer 4 angelangt ist. Das ist nämlich so beschissen,
        dass man das vorher präsentierte Material zu schätzen lernt. Es erinnert etwas an neuere Immortal-Verbrechen und
        mündet in ein Heavy-Metal-Solo, das jegliche Atmosphäre in kleinste Stücke zersägt. Um das Mass voll zu machen,
        legen Shining dann mit "Till Minne Av Daghen" gleich noch ein paar Kohlen aufs Enttäuschungsfeuer. Völlig
        überflüssiges Cembalogeklimper, das ganz sicher nur auf dem Album zu finden ist, weil die Band eine gewisse
        Mindestspielzeit an die Plattenfirma liefern musste. "Fields Of Faceless" schliesst dann das Album ab und ist
        für mich, wie schon erwähnt, der eindeutig beste Song auf "III - Angst, Självdestruktivitetens Emissarie".
        Diesmal nämlich hatte Kvarforth eine zündende Idee und die hebt dieses Stück mit Leichtigkeit auf
        10-Punkte-Niveau. Auch stellt dieses Lied eine gewisse Versuchung dar, dem Album im Endeffekt sieben Punkte zu
        geben, aber angesichts zweier Totalausfälle wäre das dann doch zuviel des Guten.
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