|
:: Review I ::
Ich habe damals scheinbar falsch geschätzt, wenn es um die Thematik Depressive Black Metal ging. Dachte man
doch erst, die übergroße Trendschieberei sei ausgebrochen, bewies sich bald das Gegenteil und Bands sowie Szene
fanden wieder ein recht ausgeglichenes Mittelmaß, zumindest wenn man diese Sparte mit der des puren
ursprünglichen Schwarzstahls in Vergleich setzt. Denn wenn ich überschlage und heute auf's Ganze schaue, stechen
mir nicht viele Musiker heraus, die wirklich intensiv mit diesem speziellen Genre in Verbindung zu bringen sind,
allein, da auf vielen Veröffentlichungen der letzten Jahre genannte Stilistik oft nur in ein oder zwei Tracks
seine Ausdrucksmöglichkeit fand, Beispiele hierfür seien Wyrd oder Weltmacht. Somit fällt die Anzahl an Kombos,
welche speziell und direkt in diesem Gebiet herumstreunen, gemeinhin betrachtet gering aus. Da erweckt es
natürlich ganz besonderes Interesse und lässt die Massen aufhorchen, wenn man sich demonstrativ in jene Reihen
einordnet, die Verzweiflung, Depressivität und Beklemmung auf ihre Wappen geritzt haben.
So auch Selvhat aus Norwegen. Doch versetzt mich allein schon der Name in unglaubwürdiges Stirnrunzeln, war ich
doch bisher der Meinung, dass die Black Metal-Ideologie, trotz lebensverneinender und herb schwermütiger
Ausflüchte, Stolz und Kampf als unbedingtes Muss ansieht. Was hat in solch einem grundfesten Gefüge etwas
widersprüchliches wie Selbsthass zu suchen? Nun gut, die Frage scheint nur der Geist hinter diesem Projekt
beantworten zu können, doch soll uns das jetzt nicht weiter beschäftigen. Dabei ist die Einleitung zum
eigentlichen Review eh schon viel zu lang geraten und ich glaube kaum, dass viele Leser an meinen Gedanken
bezüglich depressiven Black Metals argen Beschäftigungsdrang hegen. Dennoch, und ich mach's mir somit besonders
einfach, mag das bisher Verfasste als Metapher für Selvhat's Musik stehen.
Der Typ/die Typen (Informationen liegen mir nicht vor), scheint/scheinen dieses Promo wahrlich für sich selbst
komponiert zu haben. Denn so viel (wirklich nur) persönliche und demzufolge unrührende Emotionalität habe ich
bei einer Veröffentlichung, von der ich mir Einiges versprach, selten erlebt. Kurz: "Den Svarte Tid" ist einfach
mal stinklangweilig. Produktionstechnisch gibt es eigentlich nichts zu bemängeln, stellen doch Klampfen- und
Hölzerfront einen Soundmix dar, der zwar Standard darstellt, aber auch zur eigentlich beabsichtigten Atmosphäre
passt. Nur leider kommt keine auf. Dabei sind es 2 Fakten, die die Hauptursachen für diese Fast-Nullrunde hier
verkörpern. An erster Stelle stehen die Gitarren: absolut unergreifend und gefühlslos hummelt man vor sich hin,
ohne jeden Ansatz von dieser Stilistik innewohnender, unscheinbarer und deshalb so wirkungsvoller
Expressionssstärke. Um's einfach zu formulieren, sind die aufgestellten Melodien vor Motivationsunlust strotzend
und Uneinigkeit verkündend ein Privileg für Belanglosigkeit. Sicher, das ein oder andere Riff verinnerlicht
gute Ansätze, wie beispielsweise in "Angst Og Selvforakt" oder "Befrielsens Pine", aber über diesen Punkt kommt
man einfach nicht hinaus.
Weiterer, und für mich besonders einflussreicher Faktor in Bezug auf dieses Machwerk, ist der, vor
beschämenswerter Frechheit aufleuchtende, geringe Einsatz sämtlicher vokalistischer Darbietung. Gerade der
Gesang stellte, als Gegensatz zur instrumentalen Vorgehensweise, immer das direkte "Sprachrohr" der zu
vermittelnden Emotionen dar, doch auf "Den Svarte Tid" wurde schlicht nur weit hintergründlich etwas ins Mikro
gekrächzt. Somit hat auch die lyrische Ausdrucksweise, erstens kaum Reiz, weil BM-Durchschnitt, ohne depressiven
Hauptton, und zweitens einfach keine Kraft. Was konzeptionell mit Selvhat 'rübergebracht werden sollte, bleibt
demzufolge voll und ganz auf der Strecke.
Trotzdem gibt es Momente, in denen das Riffing dennoch mehr oder minder überzeugen kann und Atmosphäre
geringermaßen entsteht; aber so verschwindend, dass hier einfach nicht mehr raus zu holen ist, als die
untenstehende Bewertung. Einen einzigen Track über 20 Minuten in die Länge zu ziehen und dabei trotzdem nichts
zu erreichen außer Ödnis, bricht mich einfach an und erzeugt bei mir den Eindruck eines RipOffs. Niemand
behauptet, dass keinerlei Fundament vorhanden sei, aber sowohl Benennung, als auch Musik, sowie resultierende
Wirkung scheinen mir wie eine Langeweileidee, für die Bands wie Abyssic Hate oder sogar Wigrid bedauerlicherweise
als Grundsteinleger herhalten müssen. Und vergleicht man die Mittel mit denen beide Fronten solch herb
differente Musik kreierten, dürfte das kompositorische Unvermögen, sowie verarschende Pseudo-Depression Selvhats
offenliegen und die harte Benotung gerechtfertigt sein. Mülltonnenreif das Teil, sei das Urteil noch so
subjektiv. |
|
|
:: Review II ::
Da ich mich mit Leichenacker's Meinung überhaupt nicht identifizieren kann, versuche ich meine Meinung zu
"Den Svarte Tid" in Worte zu fassen. Mein geschätzter Kollege hat zwar in manchen Punkten wie z.B.
Eintönigkeit Recht, jedoch muss sich die Atmosphäre erst langsam aufbauen und so ist es durchaus verständlich,
wenn die Songs etwas länger geraten sind. Depressiver Black Metal bedeutet für mich nun mal, dass die Riffs
nicht unbedingt abwechslungsreich sein müssen, solang das Basis-Riff stimmt. Und das ist bei allen 4 Songs
gegeben, eben traurig und hasserfüllt, so wie sich jeder Fan des Genres dies wünscht.
Dass der Gesang relativ spartanisch eingesetzt worden ist, will ich gar nicht leugnen, jedoch finde ich es fantastisch, dass dies der
Fall ist, denn so kann man sich viel mehr in die Songs hineinsteigern und die wenig vorhandenen Vocals passen
ebenfalls ideal ins Gesamtbild, sodass ich hier nichts Negatives feststellen kann! Vielleicht sind die Lyrics
kein heller Stern am Himmel, jedoch ist es mittlerweile schier unmöglich, in diesem Sachgebiet der Primus zu
sein. Die Produktion gibt sich relativ kratzig und rau, aber dennoch noch so klar, dass die einzelnen
Instrumente gut voneinander zu unterscheiden sind. Besonders hat es mir die Bass-Drum angetan, die wuchtig aus
den Boxen ertönt und so einen massiven Paukenschlag in jedem der Low-Mid Tempo Songs einläutet. Ab und an
erklingt auch eine kurze Klaviereinlage, die die Hoffnungslosigkeit nur noch verstärkt, ansonsten wird auf
solche Spielereien weitgehend verzichtet und das ist auch gut so!
Weitere Worte wären nur eine Verlängerung des Textes, daher mein Fazit: Für die normale Black Metal Gemeinde
ein Werk, das auf wenig positive Resonanzen stoßen wird, jedoch für Fans des depressiven Black Metals ein Muss,
denn schwerwiegende Fehltritte sind meiner Ansicht nach nicht vorhanden und durch die Summe der erbrachten
Leistung ergibt sich die hohe Punktzahl, die (meines Erachtens nach) gerechtfertigt ist! |
|