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Schweden. Das war mein erster Gedanke, als das neue Album der Österreicher Sanguis in meinem CD-Spieler zu
rotieren begann. Schwedischer Black Metal, um genauer zu sein, sehr offensichtlich ausgerichtet am Vorbild neuerer
Dark-Funeral-Werke. Musikalisch bedeutet das schnelle bis rasante Stücke, eine Portion Melodie und vor allem
eine kräftige Produktion. Das alles zweifellos sehr professionell gemacht, aber außer ein oder zwei
rifftechnischen Glückstreffern - die schon statistisch nicht zu vermeiden sind - bleibt nicht sonderlich viel
hängen. Atmosphäre - Fehlanzeige.
Und das bringt mich auch zum größten Problem des Albums: wie soll ich so etwas bewerten? Auf Nummer sicher
gehen und "Infernum Infinitum" als schlichten Durchschnitt mit fünf Zählern nach Hause schicken? Aber will
ich wirklich die Hälfte aller verfügbaren Punkte für reine Äußerlichkeiten wie Produktion und das Bemühen um
Abwechslung vergeben? Wäre das nicht eine Schweinerei gegenüber Bands, die mit Herzblut und Hingabe auch
nicht mehr als einen Zehner einfahren können? Ist mir folgerichtig tief emotionale Musik nur fünf Punkte
wert?
Und weiter im Takt: Kann und will ich andere Bands ermutigen, ihre völlig wertlosen Stücke in ein teures
Studio zu tragen, um sie nach dem Motto "Hauptsache treibend und druckvoll" auf "Durchschnitt" hochzufrisieren?
Gehen mir nicht vielmehr all diese klinisch-leblosen MeloBM-Formationen furchtbar auf die Nerven? Wäre es
nicht an der Zeit, das auch mal in Punkten auszudrücken? Ich finde schon. |
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