|
Es gibt Alben, die sind schlicht genial und es gibt Alben, die sind perfekt. Daneben gibt es jedoch noch Alben,
die sind essentiell. Der musikalische Wert solcher Veröffentlichungen ist in erster Linie unbestreitbar. In
zweiter beherbergen sie eine Atmosphäre, die das Wort Kult nicht nur gepachtet haben, sondern vor allem bis in den kleinsten Saitenschlag verkörpern. Zu dieser Kategorie BM-Scheiben gehört "Blood Ritual".
Erstaunlich war damals, dass Samael sowohl dieselbe Atmosphäre, als auch eine identische und bedrohliche
Kompromisslosigkeit im Vergleich zum Vorgänger "Worship Him" weiterführen konnten. Schleppend, ja fast schon
kichernd geheimnisvoll kriechen die Stücke aus der heimischen Musikmaschinerie - ungeachtet dessen, dass es 1992
bereits Gruppen wie Mayhem oder Darkthrone gab, die weitaus brachialere Musik und provokantere Worte/Taten
publik zu machen wussten. Dennoch ist die Düsternis, welche in Samaels Frühwerken transportiert wurde, auch
heute noch einzigartig und gerade deshalb ungemein überzeugend. Lowtempo, variables, mancherorts gar rockiges
Riffing und diese wundervollen, ganz und gar obligatorischen und typischen Vocals vom Herrn Vorphalack, die mit
einem markanten Spritzer Hall versehen wurden. Dabei entrinnt der Musik eine Dunkelheit, die schwärzer kaum sein
könnte. All das, was auf dem Debut funktionierte, wurde quasi direkt übernommen, sodass diese Mixtur ein zweites
Mal einfach hinhauen musste. Schön ist es dementsprechend, gewiss zu sein, dass althergebrachte Schlagzeugstärke
dieses unheilige Dreiergespann auf ihren damaligen Kreuzzügen unterstützte. So wuchtig, dominierend, kraftvoll
und dennoch nicht aufdringlich hört man eine Schießbude nur hier. Es ist schlicht phänomenal, wie haargenau und
präzise alle Instrumente aufeinander abgestimmt wurden. Daneben hatten Samael den Trumpf, sich ihrer
BM-Tauglichkeit niemals bedroht zu fühlen. So sind die Tracks zwar nie sägend, treibend oder infernalisch, dafür
jedoch durch die enorme Macht der Gitarren absolut diabolisch, einredend und kurzerhand überzeugend. Hier trieft
Metal aus jeder verdammten Pore.
Man könnte "Blood Ritual" zwar vorwerfen, nicht solche Überflieger wie "Into The Pentagram" in der Hinterhand zu
haben, aber das ist nicht nur bei genauer Betrachtung von beispielsweise "Macabre Operetta" oder dem Titeltrack
absoluter Stuss, sondern ignoriert auch gänzlich die Tatsache, dass es sich bei "Worship Him" um einen
Debut-Überflieger handelte. Die Geilheit, jene vorgelegte Qualität dermaßen heiß weiter zu tragen, darf Samael
anno 1992 einfach nicht abgestritten werden. Deshalb hagelt's von mir auch volle Breitseite Punkte.
Unverzichtlich! |
|