PAGAN

Gehasst (MLP 1997)


Kaum zu glauben, aber wahr: Vor genau sieben langen Jahren kam die letzte Veröffentlichung dieser Formation raus und mit der Platte verabschiedete man sich aus einer Unlust heraus, der angeblich kommerzlastig gewordenen Szene noch weitere Releases nachzuwerfen. Traurig einerseits, da vorliegender Zehnzöller ungemein begabte Musiker erkennen lässt und aus Pagan sicherlich ein großer Act geworden wäre; andererseits zogen sie jedoch höchstwahrscheinlich zum richtigen Zeitpunkt den Schlussstrich, da man im Zuge der Geweih/Pagan-Tour einen gewissen Bekanntheitsgrad einfuhr. Nun widmen wir uns aber dem finalen Werk des deutschen Dreiers. 
Ordentliche Eigenständigkeit en masse - eine treffendere Bezeichnung findet sich meines Erachtens nicht. Denn sobald die Nadel auf den schwarzen Tonträger fällt und die ersten Töne vom ohrwurmverdächtigen Opener vernimmt, weiß man im nächsten Moment - "Gehasst" wird für die nächsten Wochen auf meinem Spieler liegen bleiben! Einen derart genialen, weil unglaublich passenden Start à la "Blut & Eisen" legen heutige Bands leider nur noch vereinzelt hin. Hauptbestandteil der ersten Hymne sind die düsteren, keineswegs störenden Synthies, das in den Hintergrund gemischte Piano sowie ein jederzeit kompetent klopfendes Taktmaschinchen. Erst im späteren Verlauf kommen die harsch-kalt abgestimmten Gitarren sowie die respektablen Vokaldarbietungen dazu, deren Hass sprichwörtlich spürbar ist: hohes Kreischen steht im Programm, welches sich über die gesamte Platte zieht. Track Nummer zwei geht hingegen zügiger und vor allem abwechslungsreicher voran: Meist im höheren Midtempo vorpreschend, schaffen die drei Recken sowohl melodische als auch atmosphärisch in Ordnung gehende Gitarrenwände, die nur durch einen größeren, ebenfalls toll umgesetzten Arrangement-Wechsel unterbrochen werden. Sobald die ersten Töne von "Des Todes" gespielt werden, verfällt der Hörer in dezente Melancholie; nachdenklich stimmende Passagen sowie markerschütternde Shouts kennzeichnen das letzte Stück auf der A-Seite. Doch wenn das eigentliche Lied zum Ende kommt, bestimmen Akustikklampfen und (abermals) passable Synthesizer-Einsätze, später zudem ein elektrifiziertes Solo das Geschehen - summa summarum eher passabel als innovativ.
Seite B beginnt mit dem Titellied, das als mit Abstand aggressivste Komposition jener Mini-LP Begeisterung herovrruft, ohne jedoch den Pfad der bisherigen Trademarks aus den Augen zu verlieren. Melodisch-rasend hauen Pagan in die Vollen, bis man einen Gang zurückschaltet und der Hörerschaft leckere Tonfolgen nachwirft. "Übergang" stellt das genaue Gegenteil des vorherigen Beitrags dar - gemächlich, ja fast schon schleppend geht ein Instrument nach dem anderen "on air", verharrt über neuneinhalb (!) Minuten in seiner doomigen Geschwindigkeit, von Langeweile indes keine Spur. Vereinzelt treten die hier todessehnsüchtigen Stimmen-Parts auf, die mir allerdings etwas zu rar gestreut vorkommen - dieser Fakt stört aber nicht weiter, da die Musik sowieso schon genug Kälte ins Zimmer wirft. 
Fazit: Zweifellos ist "Gehasst" eine sehr empfehlenswerte Platte, die beweist, dass Eingängigkeit und Eigenständigkeit auch anno dazumal keinen Widerspruch darstellen. Wie gesagt bedauerlich, dass die Pagan-Brüder nach vorliegendem Werk das Handtuch geworfen haben... nichtsdestotrotz bleibt mir nichts anderes übrig, als jenen Tonträger anhand von acht Punkten abzufeiern und wieder und wieder auf meinem Teller rotieren zu lassen.

8/10

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Amicus
24.09.2004


Redaktionsbewertung:
azaghal 1 Argathon -
Laeknishendr 4 Johannes -
Erik 5 psephos -
sic - Amicus 8
IT -
Gesamtdurchschnitt: 4,5