ONDSKAPT

Dödens Evangelium (CD 2005)


Ab heute darf es in alle Welt hinausposaunt werden: Ich hasse Ondskapt für ihr vollkommen überproportioniertes Totenevangelium! Mir ist es absolut unbegreiflich, warum dieses Album solche derart überflüssigen Zwischenspielereien und fünfminütigen Quasi-Outros benötigt! Vielleicht zwang das Label zur künstlichen Spreizung, möglicherweise ist aber auch die Vorstellungskraft des Quartetts verantwortlich, welches ausschließlich längere Spielzeiten "akzeptiert". Irgendwo habe ich vor kurzem vernommen, dass kontinuierliche Aufregung dauerhafte Schäden an Gemüt und Körper verursacht, deswegen schnell weiter zum sachlicheren Teil der Kritik. 
...Dabei fängt das Album doch so vielversprechend an! Nach dem Blöken einer Ziegenherde werden Ondskapt konkret und legen los - aber wie! Eiskalt sind die Riffnägel, die mein Trommelfell schockgefrieren, komplett wahnsinnig der Vokalist, durch dessen Kreischen meine selten gute Laune sofort umschlägt, irrsinnig das atmosphärische Umfeld, in welches ich hineinfalle und mich wie verendende Würmer am Boden winden lässt. Kaum verlässt mich diese liebgewonnene Geisteskranken-Komposition, sucht mich die nächste heim. Ungleich düsterer offenbart einem das nordische Kommando, im Namen der Verstörtheit agierend, Klangwelten von unbeschreiblicher Hypnotik... nein, fast schon unerreichter Genialität. Immer langsamer wird die massive Schweden-Maschinerie, schmeißt dem Hörer noch fiesere Melodie-Ausgeburten nach, um ihn auf den bevorstehenden Super-GAU vorzubereiten: Nichtssagende Instrumentals inklusive lascher Synthesizer-Akrobatik. "Akilkarsa" fängt super an, sackt qualitativ jedoch genauso rasch ab - ohne die gelegentlichen Sample-Einsprengsel käme das Stück wesentlich besser weg. "I Kristi Skugga" stapelt noch tiefer, baut noch stärker auf künstliche Einwürfe und hinterlässt einen sehr bitteren Nachgeschmack. Was für einen Sinn macht es zum Beispiel, das Quietschen einer reparaturbedürftigen Tür aufzunehmen? Gar keinen? Ne, mit solchen Spielereien verliert man schnell hart erkämpfte Mitstreiter. "Fienden Hungrar" macht hingegen wieder Boden gut, kann locker an vergangene Glanztaten anknüpfen - leider folgt diesem grandiosen Nackenbrecher ein widerlicher Katzenjammer jämmerlichen Ursprungs. Will niemand hören! Dass daraufhin drei halbwegs funktionierende Kurzweiler ihren Weg durch meine Lauscher finden, stimmt mich nicht gerade tröstlich. Absolut unter aller Sau: "Witch", unübertrefflich schlechter Abschluss eines äußerst zwiespältigen Unterfangens. Für anfangs verwöhnte Akustik-Gaumen die beleidigendste Art, ein Werk abzuschließen. 
Hätte Bandkopf Wredhe sämtliche Füller dorthin verfrachtet, wohin sie gehören (nämlich in den schmutzigen Müllcontainer), so wäre "Dödens Evangelium" verdammt nahe an der Höchstpunktezahl dran gewesen. Doch verwehrt mir die Realität, diese auch wirklich zu verleihen. Ondskapt gehen mit einer Wertung nach Hause, die weitaus untalentierteren Acts zuteil wird. Und an diesem Faktum (dass sie ungekrönte Könige des beklemmenden Black Metals sind) sollten die vier Skandinavier beim nächstem Mal besser nicht scheitern, wenn sie wirklich ernst genommen werden wollen. Eigentlich traurig, dass dieses Eisen so ist, wie es ist.

6/10

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Amicus
17.10.2005


Redaktionsbewertung:
azaghal - Wolfsgrimm -
Laeknishendr - Ewigkeiten 8
Erik 6 Christenjaeger -
sic - Sir ChristCrusher -
psephos - Herr B. 7
Amicus 6
Gesamtdurchschnitt: 6,8