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Wild im Kreis herumtanzend und mit angesammeltem Speichel im Mundwinkel - kein Stückchen anders erging es mir, als
sich der Rohling des neuen Albums ebenfalls rasend um die eigene Achse drehte. Vom Start weg sauge ich den Geist
dieser Platte in mich auf, traue mich nicht einmal, die Fernbedienung in die Hand zu nehmen, um eventuelle Füller
auszulassen. Jede einzelne Komposition strotzt vor Stolz, Erhabenheit... Majestätik. Vor allem dieser uralte
Gitarren-Sound hat das gewisse Etwas, so was gibt es nirgendwo sonst.
Doch der Reihe nach. Was Taaken und seine neuen Mitstreiter hier zusammengebastelt haben, ist schier unglaublich.
Noch unglaublicher ist allerdings, dass es der "Undurchsichtige" versteht, seine Projekte
auseinander zuhalten.
Thrashige Wolfsschrei-Elemente wird man in den "neuen" Liedern ebenso wenig
finden wie improvisierte Barastir-Momente.
Nach wie vor sägt sich das seit der MCD bestehende Dreigespann durch raue Klanglandschaften, die sowohl
facettenreich als auch hinsichtlich Qualitäts-Haltbarkeit mal wieder überdurchschnittlich gut abschneiden. Wo "Aus
hassgeschwellter Brust" konstant im höheren Mid-Tempo voranschreddert, schleicht "Der Worte Gewalt" gelegentlich dahin, ohne einen Mangel an kämpferisch-melodischen Läufen
entstehen zu lassen. Epische Stücke wie "Um frei zu sein
Pt. II" (Pt. I bleibt der Schallplattenversion vorbehalten) oder "Flammendes Schwert" schneien einem das Zimmer zu,
so treffsicher schlägt das fließende Kunstwerk des Thüringer Vereins ein. Ich gefriere angesichts des hypnotischen
Riff-Aufgebots, das "Gabe der Vollkommenheit" zu einer bedrohlich unterkühlten Hymne macht. An Akustiknummern sparte
man auch dieses Mal nicht, "Die Rast unter der Eiche" stellt den passenden Dreh- sowie Angelpunkt dar.
Leider krankt Odals neuester Streich an zwei Kleinigkeiten: den beiden Enden. Der "Einklang" sollte streng genommen
"Einklang II" heißen, da sich dieser an den Ideen des Vorgänger-Intros bedient und einen etwas recycelten
Nachgeschmack hinterlässt. "Ausklang" könnte genauso gut einer Mittelalter-Kapelle entsprungen sein, vor allem der
prägnante Rhythmus erinnert an widerlich kitschige, keyboardverseuchte Orgien. Mühe, diesen negativen Nebeneffekt
innerlich abzuschalten, geb' ich mir bei jedem Anlauf.
Egal ob daheim vor der aufgrund des satten Schlagzeugsounds wummernden Anlage oder im Streifzug durch heimische
Naturparks: "...Wilde Kraft" kann fast vollständig begeistern. Meines Erachtens scheinen daher neun Punkte nicht
wirklich aus der Luft gegriffen zu sein. |
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