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Dass Frankreich einiges in Sachen Black Metal zu bieten hat, brauche ich wohl
keinem mehr zu erzählen. Brachten sich die frühen Bands noch eher durch ihr
elitäres Gehabe und geheimnisvolles Untergrundschaffen ins Gespräch, denn durch
eine ansprechende musikalische Leistung, so hat sich das Blatt mittlerweile zu
Gunsten des musikinteressierten Hörers gewendet.
Seit gut zwei Jahren zählen sich auch Nyseius zur angesprochenen Szene und
legen uns jetzt ihr erstes Demo mit Namen "Lueur D'Une Lune Morte" vor. Der
erste Pluspunkt wird gleich mit dem ansprechenden Layout der CD-R verbucht,
welches auf eine gewisse Sorgfalt und Gespür für Ästhetik hindeutet und dadurch
sofort das Verlangen schürt, sich dem Schaffen Nyseius' zuzuwenden. Kommen
wir also zum eigentlich Wichtigen, nämlich der musikalischen Seite. Vier Songs
umfasst dieses Werk, das es trotzdem auf die imposante Gesamtspielzeit von
annähernd vierzig Minuten bringt. Die Länge der Songs ist aber noch kein Indiz für
kompositorische Fähigkeiten, wie unlängst eindrucksvoll von Veinen unter Beweis
gestellt wurde. Vielmehr ist bei solchen Längen das Gespür für nachvollziehbare
Strukturen gefragt, die dem Hörer einen roten Faden aufzeigen, der es ihm
ermöglicht, sich nicht im Wirrwarr auf ihn einstürzender Riffs und Breaks oder in
purer Langeweile zu verlieren. Und dieses Kunststück ist Nyseius mit ihrem
ersten Demo auf Anhieb geglückt.
Geboten wird rauer Black Metal mit symphonischen Anteilen, der durch ein
fast permanent präsentes Keyboard unterstützt wird, welches aber so geschickt in
den Hintergrund gemischt wurde, dass es eigentlich nur dann wirklich zum Vorschein
kommt, wenn es einen Solopart in Form eines überleitenden Breaks oder eines Ausklangs zu bestreiten hat. Der Hauptanteil
der Songs wird von den kompetent bedienten Gitarren bestritten, welche durch durchdachte
und einprägsame Melodien zu gefallen wissen und den Songs trotz ihrer Länge die
Nachvollziehbarkeit erhalten, die nötig ist, damit jeder Song sein eigenes Gesicht
erhält. Dabei gelingt es Nyseius gekonnt, nicht in Kitsch oder Kommerz abzudriften und
sich dazu noch eine gewisse Eigenständigkeit zu kreieren, die sie schlussendlich aus
dem Durchschnitt
herausstechen lässt.
Gesangtechnisch gibt es keine Wunder zu berichten, aber die harschen, leicht
heiseren Krächz-Vocals fügen sich gut in das positive Gesamtbild ein. Bleibt also
noch das Schlagzeug, in diesem Fall ein Drumcomputer, der aber durch seinen
wirklich guten Klang, sowie die gekonnte, abwechslungsreiche Programmierung
- gerade auch im Bereich der Cymbals - nicht unbedingt als solcher wahrgenommen wird. Überhaupt ist die ganze Produktion für ein Demo als sehr gelungen zu
bezeichnen. Ein reales Schlagzeug wäre hier allerdings das berüchtigte
Tüpfelchen auf dem i gewesen, weshalb es nicht ganz zur Spitzenwertung gereicht. Trotzdem ein ganz starkes erstes Lebenszeichen, welches auf Großes
hoffen lässt. Einen ersten Eindruck kann man sich anhand des Samples auf Nyseius'
Homepage verschaffen. Wer mit dieser Art des Black Metal etwas anfangen kann, sollte sich tunlichst 8 Euro aus
dem Kreuz leiern und diese der Band zugute kommen lassen. |
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