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Manchmal fragt man sich als Rezensent, ob die Musiker hinter einer Band, die höchstens Durchschnittskost
anzubieten haben, ihre auf Tonband gebannten Kompositionen auch wirklich ernst meinen. Ähnlich ergeht es mir
mit dem hier vorliegenden "Time Of Triumphal Cleanliness" von den aus Russland stammenden Northstream. Allein
schon die mit schweren grammatikalischen Fehlern gespickten Songtitel ("When The Forest Crying" darf da mal
herhalten) lassen jeden, der ansatzweise mit dieser Sprache zu tun hat, verwundert den Kopf schütteln. Obwohl
die Lyrics nicht im sonst schön gestalteten Booklet mit Bildern zu jedem Titel abgedruckt sind, kann man dem
Sänger, zu dem ich später noch ausführlicher komme, einzelne Textpassagen entnehmen. Diese erwecken den
Eindruck, die beiden Bürschchen hätten im Englisch-Unterricht nicht ordentlich aufgepasst. Wie dem auch sei,
wir sind hier nicht in einem Klassenzimmer, in dem der Professor gerade die kontrollierten Arbeiten
zurückgibt, deswegen werden nun die Lieder, kurz zusammengefasst, beschrieben.
Da bei neueren BM-Combos meist die echten Schlagzeuger fehlen, werden die allseits bekannten Drumcomputer,
die bei den Russen "Synth Drums" genannt werden, verwendet. Sich meist in einem sich ständig wiederholenden
Tempo befindend, hämmert der kastenförmige Schlagzeuggast aus Japan wie immer ohne Spielfehler seine Parts
herunter, wobei auch - man mag es kaum glauben - Variationen nicht die Ausnahme darstellen, siehe "New North"
und "Under The Crystal Sky" (mein persönlicher Favorit auf dieser knapp 25minütigen Scheiblette). Die Drums
hinterlassen also einen eher zwiespältigen Eindruck, der durch die Gitarren zugunsten des Duos korrigiert
werden kann. Sowohl todessehnsüchtige, als auch im Stakkatotempo angesiedelte Riffs sind auf "Time Of..." zu
finden, hier indes die Verwendung einer bestimmten Melodie von weit kürzerer Dauer ist, somit die Wechsel
zwischen den Akkorden weitaus öfter stattfinden. Ist zwar aufgrund des monotonen Schepperns des künstlichen
Schlagzeugs schwer vorstellbar, im Falle Northstreams aber durchaus gelungen in die Realität umgesetzt worden.
Einziger Haken dabei: Die unerträglichen Vocals, die jedes wohlernährte Ohr killen und bei ihrem Label die
fragwürdige Auszeichnung "from the deepest levels of hell" einheimsen konnten. Scald, so der Name dieses
Verbrechers, zerstört mit seiner verzerrten Morgenstimme jegliche aufkommende Atmosphäre, die den beiden das
Image einer passabel arbeitenden Truppe mehr als versauen. Fast schon gelangweilt/unfreiwillig komisch
krächzt sich der Unterbieter jedes schlechten Geschmacks durch die kurzen Ansammlungen guter Ideen. Solch
widerliche Eigenschaften führen ergo zu einem nicht herbeigewünschten Wiedersehen mit dem Mittagessen! Die
Produktion kann da, trotz der für derartig schlechte Voraussetzungen guten Abstimmung jedes Instruments,
nichts mehr retten.
Fazit: Um es in den Worten von Total Holocaust Records zu formulieren: "This will be like nothing your weary
ears have heard." Mein vergewaltigtes Hörorgan wird jedenfalls nie wieder damit geschädigt, mit Ausnahme von
"Under The Crystal Sky", dann aber auch nur, wenn ich was Unausgewogenes zum Kotzen brauche. Höchstens für
Russland-Lunatics und Allessammler geeignet; alle anderen sollten die Finger von diesen ersten gescheiterten
Gehversuchen lassen! |
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