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Zu kurz war es, das Vergnügen, das "Onyx" geboten hat. Sicher, das Album ist an sich perfekt, auch von der
Länge her. Doch kann man von derlei Musik je genug bekommen? Genau. Das haben sich auch die Griechen
gedacht und schieben - rechtzeitig zum Julfest - "Onyx, Pt. II" hinterher.
Leider beinhaltet "A Fallen Unicorn" nur drei "richtige" neue Stücke. Das ist nicht umwerfend viel, doch
immerhin handelt es sich bei diesen eben um Nocternity-Kompositionen; gute Unterhaltung ist also auf Wochen
hinaus garantiert. Das Album macht genau dort weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Unterschiede in Sachen
Produktion oder musikalischer Vorgehensweise lassen sich kaum ausmachen. Kein Wunder, schließlich wurden
beide Alben gleichzeitig aufgenommen. Doch ich für meinen Teil brauche im Hause Nocternity auch (noch) keine
Veränderungen, zu herausragend und vollkommen sind die gegenwärtigen Ergebnisse. So ist auch "A Fallen
Unicorn" wieder epischer Black Metal, wie man ihn besser nicht zelebrieren kann. Anders vielleicht, das will
ich gar nicht bestreiten, doch auf ihre Art sind die Griechen über Kritik (meinerseits) absolut erhaben.
Schon die Produktion ist ein Hochgenuss: kraftvoll hallendes Schlagzeug, dichte Gitarrenwände, frostige Leads,
nebelige Keyboards, flächig-hintergründiger Gesang. Und dann diese Lieder! Unglaublich, wo Nocternity all
diese wunderbaren Melodien hernehmen. Wie sich die tonangebende Gitarre durch den Schneesturm in immer
größere Höhen aufschwingt - das ist Gänsehaut pur. Gewittergemälde sind diese Kompositionen, voller Urgewalt
und zerstörerischer Schönheit, fesselnd, mitreißend, dabei voller melancholischer Untertöne. Und zuweilen
gießt man sogar offen Schwermut in Töne. Hört euch nur mal den Abschluss von "To Grey Olden Shores" an und
behauptet dann noch, irgendeine Suizidkapelle hätte jemals etwas derart Berührendes erschaffen.
Auf der "B-Seite" schließlich gibt es allerlei "Füllmaterial" zu bestaunen. Recht gelungen ist das
Björk-Cover "Pagan Poetry", das zwar nicht metallisiert wurde, aber ein wunderbar atmosphärisches
Zwischenspiel darstellt. Die folgende ältere Version des Titelstückes zeigt dann vor allem, wie deutlich
sich Nocternity entwickelt haben. Auch damals kein schlechtes Stück, mussten die Griechen doch erst noch ein
paar Jahre reifen, um das vorhandene Potential voll auszuschöpfen. Die noch weiter zurückliegenden Lieder
von der Split mit Akitsa im Anschluss sind höchstens für Sammler interessant: Musikalisch kann jenes Material
nie und nimmer mit Nocternity im Jahre 2004 mithalten. Von daher wäre es schön gewesen, mehr von der heutigen
Evolutionsstufe der Griechen auf dem Album zu hören. Doch in Anbetracht der Qualität des auf der "A-Seite"
Gebotenen ist dieser Wunsch ziemlich unbescheiden. |
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