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Quo vadis, Nehëmah? Zumindest mir stellte sich nach dem nicht sonderlich beeindruckenden Zweitwerk die Frage,
ob es den Franzosen je gelingen wird, eine Großtat der Marke "Light Of A Dead Star" zu wiederholen. Zwischen
Bangen und Hoffen gehe ich also an "Requiem Tenebrae", das verflixte dritte Album, für das ich an dieser
Stelle mal ein altes Metalklischee bemühen möchte: Make it or break it.
Anno 2004 muss man festhalten, dass sich bei Corven und seinen Mitstreitern einiges getan hat. Zwar kann man
Nehëmah noch immer als Nehëmah erkennen, doch die prinzipielle Ausrichtung wurde etwas korrigiert. So ist die
Musik insgesamt deutlich eingängiger ausgefallen, was jedoch nur teilweise dem prominenteren Einsatz des
Keyboards zuzuschreiben ist, denn auch rifftechnisch präsentiert man sich etwas ohrenfreundlicher. Passend
dazu gibt es die bisher sauberste Produktion der Bandgeschichte zu bestaunen. Doch glücklicherweise hat es
der Hausproduzent der Band nicht übertrieben, auf klinische Klänge muss sich also niemand einstellen. Ich
würde sogar sagen, dass der transparentere Klang perfekt zum generalüberholten Stil der Franzosen passt.
Neue Gewänder haben wir also schon attestiert, bleibt nur noch zu überprüfen, ob Nehëmah nun nicht etwa nackt
dastehen. Und nach eingehender Analyse kann ich festhalten, dass Corven und Co. sich erfreulich wenige
Blößen geben, besser als der Vorgänger ist "Requiem Tenebrae" auf jeden Fall. Natürlich bleibt das Debüt
unerreicht, aber etwas anderes hat ja auch keiner ernsthaft erwartet, oder? Zu den Neuerungen auf Album
Nummer 3 muss ich sagen, dass der vermehrte Tasteneinsatz der Band erstaunlich gut zu Gesicht steht. Der
Auftakt von "Taken Away By The Torn Blackshroud" gewinnt so zum Beispiel eine
episch-majestätische Dimension, die zumindest ich sicher nicht missen möchte. Dieses und zahlreiche andere Stücke beweisen einmal mehr, dass
stilvoll eingesetzte Keyboards Musik durchaus bereichern können, auch wenn es allzu viele Bands gibt, die
hart daran arbeiten, uns vom Gegenteil zu überzeugen. Lediglich an den Xylophon(?)klängen in besagtem Lied
könnten sich die Geister scheiden. Ich zumindest wüsste die Franzosen nicht zu verteidigen, wenn jemand diese
als weihnachtliches Glöckchengebimmel verunglimpfen würde. Doch ist dies nur ein Detail, einen wirklichen
Schwachpunkt stellt dafür das leblose "The Elder Gods Awakening" dar. Das liegt aber nicht an irgendwelchen
Spielereien, sondern an der hier versuchten Selbstkopie. Zu dumm nur, dass man die mächtige Atmosphäre von
"Nehëmah In Vulva Infernum" nicht reproduzieren konnte und so für den einzigen wirklichen Durchhänger auf
"Requiem Tenebrae" sorgt. Ansonsten wissen die Franzosen nämlich wirklich zu gefallen. Abwechslungsreich, mit
gelungenen Riffs, (meist) passenden Keyboards und dem starken Abbath-Gesang bietet das Album gelungene
Unterhaltung. Bestes Beispiel hierfür ist das deutlich von Immortal geprägte "Through The Dark Nebula",
welches beweist, dass man auch ohne Originalität großartige Songs fabrizieren kann.
Summasummarum würde ich "Requiem Tenebrae" auf sehr starke acht Punkte veranschlagen. In diesem Falle
wirklich Pech, dass es bei mir keine halben Sachen gibt. Erfreulich übrigens, dass Corven textlich den
ärgerlichen Bathory-Abstecher hinter sich hat und wieder zur Hexerei des ersten Albums zurückgekehrt ist.
Wenn er das nächste Mal dann auch noch auf einen schwachen Song verzichten kann, wäre ich vollkommen
glücklich. Drücken wir die Daumen. |
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