NEGURA BUNGET

Inarborat Kosmos  (MCD 2005)


Mit dem Kultstatus ist es wie mit den guten Noten - beides kriegen immer diejenigen, bei denen man sich hinterher fragt: haben die sich das wirklich verdient mit dem was sie gemacht haben oder hat ihnen das jemand an die Backe gelabert? In der Pädagogik ist mittlerweile bewiesen, dass die soziale Herkunft eines Schülers Einfluss hat auf die Notengebung des Lehrers, unbewusst oder bewusst. Meines Wissens nach noch nicht bewiesen ist, dass sich Bands aufgrund ihrer Herkunft einen Kultstatus, quasi als naturgegeben, verdient haben. Dafür muss man doch schon einiges tun, und da eine Black-Metal-Band in der Regel bei ihren Hörern nicht mit kurzen Röcken, tiefen Ausschnitten, nettem Lächeln oder "sonstigen mündlichen Leistungen" (...) punkten kann, muss sie andere Argumente vorbringen. 
Im Falle von "Inarborat Kosmos", das als Lückenfüller beim Warten auf das neue Album "OM" dienen soll, sind diese Argumente rar gesät. Neben einem schmucken Multi-Media-Teil, in dem man sich die Texte durchlesen, sich über die Band informieren oder dürftige Livevideos anschauen kann, bietet die Mini-CD auch noch vier Stücke und damit zwanzig Minuten neuer, exklusiver Musik. Hoffen wir dass sie exklusiv ist und das kommende Album besser ausfällt, denn die beiden vollwertigen Titel "Wordless Knowledge" und "Uprising Follow" sind zwar gut, aber mehr auch nicht. Die anderen beiden Tracks "Cînt De Sursur" und "Vaiet" sind Bindeglieder von drei bis vier Minuten, die im wesentlichen aus Soundeffekten und verhallten Schreien und damit aus Stimmung bestehen und die ich nicht als vollwertige Musikstücke werten möchte.
So reduziert sich der tatsächlich bewertbare Teil von "Inarborat Kosmos" (was ich übrigens für einen exzellenten Titel halte!) auf zwei Stücke, die so ziemlich das Sperrigste sind, das meine Anlage in diesem Jahr abzuspielen hatte. Auch wenn Negura Bunget niemals etwas mit Standards am Hut hatten - diese verzwickte, uneingängige Mischung aus düsterem Black Metal, Percussions und elektronischer Experimentierfreudigkeit liegt einfach quer im Magen und ist außerordentlich anstrengend. Schlichtere Drumpatterns, straightere Gitarren und fließendere Songstrukturen hätten die Stücke verträglicher gemacht. Hier und da hat man den Eindruck, die Band würde sich selbst überfordern mit diesem komplexen, unverständlichen Material. Anders kann man sich die Holprigkeiten und Spielfehler, meist im Schlagzeug, schlecht erklären. Komisch, auf "'N Crugu Bradului" war das anders und auch "Uprising Follow" zeigt als einziger der vier Tracks sehr gute Ansätze. Zwar ist die Platte immer noch relativ atmosphärisch und charmant, was sich allerdings bei soviel Sperrigkeit schwerlich am Stück genießen lässt.
Was bleibt ist eine exotische, schick aussehende, auf 734 Stück limitierte Digipack-Mini-CD, bei der ich wirklich nicht weiß, ob sie jemals ausverkauft sein und ob sie jemandem tatsächlich gefallen wird - oder ob sich die meisten Käufer lieber mit dem "Kultstatus" Abhilfe von einer objektiven Beurteilung schaffen werden. Ich habe den Eindruck, das bandeigene Studio hat hier zu mehr Probiererei geführt, als dem Material gut getan hätte. Ein bisschen mehr Fokus auf die Produktion und die Songdienlichkeit wären stattdessen ein Segen gewesen. Nun ja, man lernt ja ständig dazu.

6/10

Official Website

 

alboin
15.06.2005


Redaktionsbewertung:
azaghal - psephos -
Laeknishendr - Amicus -
Erik 6 odium -
sic - Wolfsgrimm -
IT - alboin 6
Argathon - Herr B. 7
Gesamtdurchschnitt: 6,3