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So unbefriedigend ein Punktesystem im Allgemeinen ist, im Falle Negura Bunget wird es besonders unangenehm, eine
derartige Ausnahmeband mit dem gleichen Mass messen zu müssen, das auch auf Combos wie Finnugor oder Hatred Divine
(immer noch meine absoluten Lieblinge) angewandt wurde. Lange Rede, kurzer Sinn: Negura Bunget sind unvergleichlich,
und zwar sowohl stylistisch als auch qualitativ.
Vergesst am besten alle Vergleiche, die ihr bisher über die Rumänen gelesen habt. Burzum, späte Emperor, frühe
Enslaved - das Einzige, was diese kaum in Übereinstimmung zu bringenden Referenzen belegen, ist die Tatsache, dass
der jeweilige Schreiber einen schlechten Tag hatte. Negura B. spielen zwar eindeutig Black Metal, interpretieren
diesen aber auf ihre ganz eigene Art. Beim ersten Kennenlernen macht "'N Crugu Bradului" einen durchaus sperrigen,
unzugänglichen Eindruck, verschliessen sich NB doch über weite Strecken den üblichen Mustern. Die Eingängigkeit
von Darkthrone und Co. sucht man jedenfalls vergeblich. Stattdessen gibt es dissonante Riffs und ein
dominant-eigenwilliges Schlagzeug- spiel. Wenn die so erzeugte Spannung in episch-monumentalen oder rasenden
Abschnitten aufgelöst wird, sind wir zwar wieder einen Schritt näher am klassischen BM, aber NB sind auch auf
diesem Gebiet so überzeugend, dass der Grossteil vom Rest der Welt das Nachsehen hat.
Das metallische Grundgerüst der Kompositionen auf "'N Crugu Bradului" hätten wir damit auch schon in etwa
erläutert: Dissonanz und Epik wechseln sich ab und ergänzen sich gegenseitig; während des zweiten Stückes kommt
mir für ein paar Sekunden "Min Tid Skal Komme" in den Sinn und in Sachen Eigenständigkeit und Atmosphäre könnte
dieses Album eventuell einen entfernten Anhaltspunkt geben. Ingesamt gehen NB zwar ungleich aggressiver und
intensiver zu Werke, die morbiden Untertöne stellen jedoch eine gewisse Verbindung her und grenzen beide Bands von
der schwarzmetallischen Masse ab.
Wenn ich soeben vom "metallischen Grundgerüst" gesprochen habe, so heisst das natürlich auch, dass da noch mehr
sein muss. Und dieses "Mehr" sind ausgedehnte folkloristische Einlagen, die in ihrer knorrigen Authentizität
meilenweit von der typischen Lagerfeuerromantik der meisten anderen Bands entfernt sind.
Habt ihr bemerkt, was bisher aus dem Ruder gelaufen ist? Na klar, ist ja nicht zu übersehen: ich reite ständig
auf der Andersartigkeit von NB herum. Das ist zwar prinzipiell durchaus richtig, aber leider ergeht es mir dabei
genauso wie vielen anderen vor mir: Über all den stilistischen Besonderheiten wird völlig vergessen, dass NB in
erster Linie wunderbare Musik kreieren. Denn das ist es, was an "'N Crugu Bradului" auf Dauer fasziniert:
Überragende Stücke, die voller Leidenschaft und Hingabe zelebriert werden. Auf dem ganzen Album findet sich nicht
eine halbherzig gespielte Note, keine Sekunde Füllmaterial. Die Atmosphäre des Albums nimmt mich jedesmal völlig
gefangen, auch nach ein paar Monaten Dauerrotation hat "'N Crugu Bradului" nichts von seiner Faszination
eingebüsst, wie ein guter Wein wird es einfach immer besser (Klischeealarm!).
Natürlich kann diese Besprechung einem Werk wie "'N Crugu Bradului" nur bedingt gerecht werden. Ich könnte mich
zum Beispiel noch über die ideologischen Grundlagen im Schaffen von NB auslassen, aber das könnt ihr bei Interesse
auch selbst tun. Somit bleibt mir bloss zu wiederholen, dass man "'N Crugu Bradului" einfach kennen muss, ein
Album wie dieses kommt nur alle Jubeljahre, denn NB sind der seltene Idealfall einer Band, die konzeptuell gereift
ist, deren kreative Flamme aber dennoch mit unverminderter Kraft brennt. Ein Klassiker, heute schon. |
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"'N Crugu Bradului" is an album you absolutely have to hear yourself because - essentially -
it defies description. The band likes to call the music "Transilvanian Black Metal" but
this does not refer to any of your everyday Dracula-clichés. Instead you get very
individual BM varying between dissonant, epic and raging compositions, always delivering
the morbidest of atmospheres. Ancient and timeless at the same time, NB incorporate
extensive parts of Romanian folklore which blend perfectly into the Metal-based songs, you
won't notice any artificial breaks because everything feels natural. "'N Crugu Bradului"
flows without boundaries while always being true to its roots. A wonderful album by an
outstanding band. |
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