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"Und wo siehst Du den Platz von Negator in der Szene?" - "Ganz oben." (Interview im Walls of Fire)
Mit Aussagen wie der obigen beweisen Negator zwar eine ganze Menge Selbstvertrauen, wecken neben hohen
Erwartungen bei mir aber vor allem Skepsis. Denn schon im deutschen BM ist der Platz an der Sonne auf absehbare
Zeit vergeben (an SotM, falls es jemand noch nicht wissen sollte) und auch international fallen mir einige
Kapellen ein, an denen meiner Meinung nach kein Vorbeikommen ist.
Doch Überheblichkeit (oder schlicht Ahnungslosigkeit?) bedeutet ja nicht automatisch, dass Negator nichts
können. Im Gegenteil, "Old Black" beweist, dass die Hamburger einiges auf dem Kasten haben. Nur würde mir das
Ganze noch besser gefallen, wenn man die großen Töne den Plattenfirmen und deren Promoschreibern überlassen
würde, die werden schließlich dafür bezahlt.
Nach so vielen Worten der Vorrede nun endlich zur Musik. "Science Of Nihil" bildet für etwa 20 Sekunden einen
recht unspektakulären Prügelauftakt. Doch dann besinnt man sich eines Besseren und das Stück entwickelt sich
doch noch zu einem ersten Höhepunkt. Mitreißende Abschnitte, unterstützt von donnerndem Doublebass-Spiel, und
schnelle Parts mit großartigen Gitarrenmelodien wechseln miteinander ab und formen einen gelungenen Song
klassisch-schwedischen Zuschnitts. Stilistisch gibt "Science Of Nihil" schon in etwa die Marschrichtung für das
gesamte Album vor: Negator präsentieren acht Stücke schwarzen Stahls zwischend treibend und rasend, verpackt in
einer gelungenen, kraftvollen Produktion. Die Stärke der Norddeutschen ist ihr Geschick, das insgesamt sehr
schnelle Material abwechslungsreich zu gestalten. Das geschieht durch klug gesetzte Breaks, kurze
Akustikgitarreneinschübe oder gelegentlichen zusätzlichen Grunzgesang. Auch kurze Ausflüge in DM-Gefilde dienen
der Auflockerung, obwohl dies bei "Vernunft 1.0" eher als Verschlimmbesserung wirkt. Doch von diesem Detail (und
den nicht sonderlich aufregenden Keyboards bei "Renegation") abgesehen, weiß "Old Black" rundum zu gefallen.
Besonders Trolfbert's Gitarre sorgt für viel Freude. Der Mann schüttelt sich erstklassige Riffs im Dutzend aus
dem Ärmel und veredelt einige Stücke mit ganz fantastischen melodischen Leads.
Unterm Strich gelingt es Negator gleich im ersten Anlauf, in die BM-Bundesliga vorzustoßen und dabei sogar an
Prügelkonkurrenten wie Endstille vorbeizuziehen, die sich auf "Dominanz" etwas in formelhafter Raserei
festgefahren haben. Negator wirken im Vergleich frischer, interessanter und mitreißender und verdienen sich
damit ganz dicke acht Zähler. |
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