NEGATOR

Old Black (Promo 2004)


"Und wo siehst Du den Platz von Negator in der Szene?" - "Ganz oben." (Interview im Walls of Fire)
Mit Aussagen wie der obigen beweisen Negator zwar eine ganze Menge Selbstvertrauen, wecken neben hohen Erwartungen bei mir aber vor allem Skepsis. Denn schon im deutschen BM ist der Platz an der Sonne auf absehbare Zeit vergeben (an SotM, falls es jemand noch nicht wissen sollte) und auch international fallen mir einige Kapellen ein, an denen meiner Meinung nach kein Vorbeikommen ist.
Doch Überheblichkeit (oder schlicht Ahnungslosigkeit?) bedeutet ja nicht automatisch, dass Negator nichts können. Im Gegenteil, "Old Black" beweist, dass die Hamburger einiges auf dem Kasten haben. Nur würde mir das Ganze noch besser gefallen, wenn man die großen Töne den Plattenfirmen und deren Promoschreibern überlassen würde, die werden schließlich dafür bezahlt.
Nach so vielen Worten der Vorrede nun endlich zur Musik. "Science Of Nihil" bildet für etwa 20 Sekunden einen recht unspektakulären Prügelauftakt. Doch dann besinnt man sich eines Besseren und das Stück entwickelt sich doch noch zu einem ersten Höhepunkt. Mitreißende Abschnitte, unterstützt von donnerndem Doublebass-Spiel, und schnelle Parts mit großartigen Gitarrenmelodien wechseln miteinander ab und formen einen gelungenen Song klassisch-schwedischen Zuschnitts. Stilistisch gibt "Science Of Nihil" schon in etwa die Marschrichtung für das gesamte Album vor: Negator präsentieren acht Stücke schwarzen Stahls zwischend treibend und rasend, verpackt in einer gelungenen, kraftvollen Produktion. Die Stärke der Norddeutschen ist ihr Geschick, das insgesamt sehr schnelle Material abwechslungsreich zu gestalten. Das geschieht durch klug gesetzte Breaks, kurze Akustikgitarreneinschübe oder gelegentlichen zusätzlichen Grunzgesang. Auch kurze Ausflüge in DM-Gefilde dienen der Auflockerung, obwohl dies bei "Vernunft 1.0" eher als Verschlimmbesserung wirkt. Doch von diesem Detail (und den nicht sonderlich aufregenden Keyboards bei "Renegation") abgesehen, weiß "Old Black" rundum zu gefallen. Besonders Trolfbert's Gitarre sorgt für viel Freude. Der Mann schüttelt sich erstklassige Riffs im Dutzend aus dem Ärmel und veredelt einige Stücke mit ganz fantastischen melodischen Leads.
Unterm Strich gelingt es Negator gleich im ersten Anlauf, in die BM-Bundesliga vorzustoßen und dabei sogar an Prügelkonkurrenten wie Endstille vorbeizuziehen, die sich auf "Dominanz" etwas in formelhafter Raserei festgefahren haben. Negator wirken im Vergleich frischer, interessanter und mitreißender und verdienen sich damit ganz dicke acht Zähler.

8/10

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Erik
28.05.2004