NECROMASS

Mysteria Mystica Zothiriana (1994)


Italien war schon immer eine Fundgrube für Black Metaller, die von nordischen Klängen die Nase voll hatten, denn eine ganz eigene Aura umgibt viele Werke aus dem sonnigen Süden und diese stellen somit eine gelungene Abwechslung im Schwarzmetallalltag dar. So auch Necromass. Denn mit "Mysteria Mystica Zothiriana" (das "Zofiriana" auf dem Cover ist lediglich ein Druckfehler) haben diese ein völlig eigenständiges, originelles Stück Black Metal erschaffen. Die hier gespielte Musik ist nämlich anders. Unheimlicher, düsterer und gediegener als zum Beispiel eine Norweger-Veröffentlichung - nicht besser - nur anders. Denn wahrlich okkult wirkt dieses Machwerk. Man hat das ganze Album durchweg das Gefühl einer Messe beizuwohnen, die einzig und allein dem Gehörnten gewidmet ist. Schon das Artwork entspricht nicht dem Durchschnitt (dieses bewegte mich im Jahre 1995 auch zum Kauf dieser Scheibe). 
Die dargebotene Musik so in Worte zu fassen, wie sie in sich ist, dürfte nicht wirklich einfach sein, jedoch will ich's versuchen: Vergleichen kann man nicht. Wie schon erwähnt, ist dieser Black Metal verdammt originell und eigenständig. Besonders heraus tritt der duale Gesang, welcher zwischen Grunzen und Kreischen variiert, jedoch keine Gelegenheit scheut, sich im Zusammenspiel zu präsentieren. Das Tempo wurde abwechslungsreich gestaltet und verfällt recht selten in tollwütige Raserei, was mich hier doch recht positiv stimmt. Die allseits kritisierten Keyboards werden spärlich eingesetzt - und gerade dieser Faktor ist bei der Musik von Necromass von besonderer Bedeutung. Keyboards, Synthies, Akustikgitarren sowie technische Verzerrerspielereien mit den Vocals wurden so exakt und perfekt auf den Punkt gebracht und im ganzen Album angeordnet, dass die entstehende Atmosphäre erst dadurch richtig zur Geltung kommt. Selten aber effektiv sozusagen. Toll gemacht. Auf diese künstlichen Klänge treffen zuweilen recht technische, aber immer melodische Gitarren und ein äußerst geschicktes Schlagwerk. Musikalisch haben's die Italiener definitiv drauf! Aber auch allein die Musik weiß zu überzeugen, wird doch durch alle musikalischen Komponenten eine recht dichte, wie oben beschriebene Atmosphäre erzeugt, die einen zu fesseln weiß. 
Der einzige Punkt, bei dem ich jedoch extrem am Überlegen bin und nicht weiß, wie ich mit ihm umgehen soll, ist der Sound. In Bezug auf heutige produktions- technische Leistungen ist der Klang von "Mysteria Mystica Zothiriana" irgendwie ziemlicher Schrott. Vor allem, weil die eigentlich sehr guten Gitarren kaum raus- zuhören und die Vocals und das Drumming zu laut geraten sind. Doch warum ist es nicht gerade dieser Aspekt, der dieses Album zu solch einem atmo- sphärischem Werk macht? Ich habe versucht mir die Scheibe mit professionellem Sound vorzustellen, aber es wollte nicht gelingen - ich musste mir immer wieder eingestehen, dass das nicht möglich ist. Es wäre sozusagen nicht das Necromass-Debut. Andererseits könnte man so manche Melodielinie viel besser vernehmen, wenn eine bessere Produktion vorliegen würde. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob der Sound ein positiver oder negativer Bestandteil sein soll. Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Fest steht jedoch, dass diese Scheibe eine der originellsten und vielschichtigsten der bisherigen Black Metal-Veröffentlichungen ist. 
Schwarzheimer, die neben all dem alltäglichen Geschrammel gern mal etwas filigranerem Schwarzstahl lauschen und generell daran interessiert sind, wie Black Metal ohne zu offensichtlich norwegische Einflüsse klingt, sollten unbedingt mal bei Necromass reinhören. "Mysteria Mystica Zothiriana" ist ein Album, das zumindest bei mir auf Dauer und wahrscheinlich auch für immer, hängen geblieben ist und regelmäßig seine Ehrenrunden in meinem Player dreht. Spitze!

8,5/10

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sic
12.04.2003