|
Da blättert man aus
lauter Langeweile mal in alten Ablaze-Ausgaben, durchwühlt das eine
oder andere Interview und natürlich auch die Reviews nach Nostalgie, und was findet man? Mythos! Vor bald 10 Jahren meinte man, die Finnen klängen wie
Impaled Nazarene auf ihren ersten beiden Veröffentlichungen und dass unsereins da natürlich helläugig die Lider hochreißt, dürfte klar sein. Und so
dauerte es nicht wenige Monate, bis ich dieses interessante Debut endlich „in den Fingern hielt“. Und was sich mir hiernach Musikalisches offenbarte,
übertraf nicht meine Erwartungen, sondern stellte mich mit Bravour einfach nur vollstens zufrieden. Denn tatsächlich, 1995 wurde es von Mythos
vollbracht, noch ein einziges Mal diesen unverfälschten „Tol Cormpt…“-Sound auf ein Scheibchen zu bannen. Das bedeutet ungewohnt tief
gestimmte Gitarren, basslastige Abmischung und ein pumpendes Drum mit Qualitäten zum Herzmasseur. Alles zusammen präsentiert sich in einer
sympathischen Rotzigkeit, wie man sie vom Urheber dieser einmaligen Klangform kennt. Natürlich flitzen die ‚Nachahmer’ wesentlich unkaputter
gen Gummizelle als ihre Vorbilder, das heißt, mit vergleichbaren diabolischen Collagen und Klängen braucht hier nicht gerechnet werden.
Aber wozu auch, hier gibt das Feeling den Takt an. Und so überzeugt die einheitlich schrubbende Gitarrenwand mit geilen Melodien und treibenden
Riffs, während Stöckchenschwinger Teemu Hautaniemi klopft, was die Felle hergeben. Im Gegensatz zu den Nazarenern geht man aber etwas
abwechslungsreicher und leicht indirekter vor, so tauchen des öfteren Breaks auf, die Verschnaufpausen und neues Kräftesammeln ermöglichen.
Gesanglich kann man natürlich das punkig-stumpfe Charisma von Meister Luttinnen nicht bieten, dennoch passt die Vortragsweise gut zur
nostalgischen Prügelorgie. Als besonderes Schmankerl legte man noch eine überaus gelungene Cover-Version des genialen Carcass-Gassenhauers
„Reek Of Putrefaction“ oben drauf und rundete die ganze Angelegenheit fachmännisch ab. Jetzt noch ewig über die Produktion zu lamentieren,
erübrigt sich. Dieser mit thrashig-knackigen Nackenschlägen versehene Veitstanz klingt einfach erste Sahne und wird jeden gläubigen
„Tol Cormpt Norz Norz Norz…“-Narren glücklich machen. Eigentlich war nach „Pain Amplifier“ ein Split der 4 Finnen geplant, doch schafften
sie es nochmals eine MCD namens „Dark Material“ aufzunehmen und unter die Meute zu bringen. Laut Informationen war der Stilbruch jedoch
so harsch, dass dieses Teil kaum auf Anerkennung stieß. Wohl ein Hauptgrund dafür, dass man bis dato nichts mehr von Mythos hörte.
|
|