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Bedrohlich brechen sich kalte Wellen an einer felsigen Küste, in düster schwarz-weißen Aufnahmen von
Industrielandschaften starren einen wirre Gestalten an, die einen denken lassen, Stanley Kubricks Klassiker
"A Clockwork Orange" wäre in einer Metal-Version neu verfilmt worden und eingerahmt in diese verstörende
Szenerie finden sich Statements wie "Don't control drugs, let them control you!"
Schon der erste Blick durch das Artwork dieser Veröffentlichung aus dem Jahre 1996 wühlt in einem die Erwartung
auf krankhafteste Black Metal Soundwelten auf, doch bereiten sie den ahnungslosen Hörer nicht im Ansatz auf das
Inferno vor, welches ihn erwartet. Allein der vor Störfrequenzen nur so überquellende, doch unwirklich sterile
Sound jagt einem Horrorvorstellungen von vor Frost berstender Maschinerie vor das geistige Auge und das in
diesem Gewand eingebettete musikalische Material richtet in unmenschlicher Verwüstung über manch folkloristisch-romantische Auswüchse der heutigen schwarzmetallischen
Land- schaft.
Eingeleitet von einem minimalistisch maschinellen Intro wird schon im ersten Stück "The Rest" die
Zerstörungskraft dieser gestörten Norweger deutlich: Bewusst wird hier zugunsten manisch-industriellen
Gepolters auf einen menschlichen Schlagzeuger verzichtet und für eine Band wie Mysticum kann dies nur ein
Gewinn sein, ein Gewinn an Kälte, Hass und Wut jenseits irdischer Vorstellung. Simples, doch jederzeit
eigenständiges Riffing fräst sich wie eine Kettensäge durch arktische Eiswüsten und über allem thront der
Gesang mit der leblosen Stimme eines kybernetisch entstellten Dämonen. Gelegentliche Effekte durchbrechen
die katatonische Monotonie und ziehen einen tiefer herab in den grauschwarzen Schlund dieses weltfremden
Infernos. In diesem ersten Stück nur spärlich eingesetzt, jedoch in folgendem zu bizarren Keyboard-Interludien
ausgebaut, welche die innere Anspannung ins Unermessliche steigen lassen, sodass man sich bereitwillig vom
unvermittelt einbrechenden harschen Gedonner wieder erlösen lässt und sich so widerstandslos der völligen
Selbstzerstörung - von der Band als "Quest for Planet Satan" umschrieben - hingibt.
Nachdem man nun nach gut
einer halben Stunde beinahe am Nullpunkt seines weltlichen Existenzwillen
angekommen ist, zieht sich diese Bestie von einem Album mit einem minimalistischen Piano-Outro zurück, welches die anfangs angesprochenen
Gedanken an "A Clockwork Orange" wiederkehren lässt und welches ähnlich bedrückend wirkt wie die unheimliche
Stille nach einem alles vernichtenden Orkan...
Fazit: Auf diesem Album ist wie zu besten Mayhem Zeiten jedes einzelne Stück ein unsterblicher Klassiker, alte
Vorstellungen von musikalischen Konventionen werden rigoros über Bord geworfen und das Ergebnis ist eine der
besten Black Metal Veröffentlichungen aller Zeiten. Ein Pflichtkauf für alle, die im Black Metal nicht nach
Schönheit und Freude suchen. |
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