|
So manches australische Zine verehrte das vorliegende Werk über alle Maßen - der Black Metal sei spätestens mit
diesem angeblich exzellenten Release wiedergeboren worden, den Betreffenden würde eine große Untergrund-Zukunft
bevorstehen und überhaupt müssten sich jetzt sämtliche "Konkurrenten" warm anziehen beziehungsweise ihre
Instrumente verkaufen, wenn der Name Myrddraal auch nur ansatzweise ausgesprochen wird. Dieser schon etwas
ältere Hype hat mich motiviert, "Blood On The Mountain" mal genauer nach seinen Qualitäten zu untersuchen -
vielleicht hatten die verehrten Kollegen ja anno dazumal Recht, wer weiß?
Was die Canberrer auf jeden Fall verstanden haben, ist, aus ihrem durchschnittlichen Werk anhand einiger
Schwermetall-Anleihen den großen Aufruhr entstehen zu lassen. Glatt zurecht poliert brettert das Quartett
zeitweise dermaßen rockend, dass man eher an neuzeitige Heavy-Gruppen als an vor Bosheit nur so triefenden
Schwarzmetall erinnert wird. Sobald jedoch die durchaus akzeptablen Vocals einsetzen, weiß man Bescheid und
kann sich, nach mehrmaligen Durchgängen, halbwegs mit dem Opus anfreunden. Stücke wie "Daughter Of The Night"
oder das wirklich gute Titellied können zumindest teilweise überzeugen, besonders im Saiten-Bereich schleudern
die Vier dem Hörer eigenständige, atmosphärische Tonfolgen entgegen, welche jedoch leider von so manchem
Lückenfüllerriff unterbrochen werden. Bedauernswert ist zudem der Fakt, dass die ersten zwei Kompositionen mit
Abstand die schlechtesten auf BOTM sind: Gleich das sehr kryptisch aufgebaute Intro, bestehend aus
Stimmverzerrungen, Akustikeinlagen sowie Meeresrauschen, stört ungemein, der vierminütige Rest klingt sowohl
songtechnisch als auch ambientebezogen völlig daneben. "Dumai's Wells" wirkt genauso unfertig wie die
Vorgängernummer - unlogisch zusammengestellt, wird eine kleine Hand voll Einfällen dermaßen ausgedehnt, dass
einem unverhofften Wiedersehen mit dem Mittagessen nichts mehr im Wege steht. Andererseits sind sich Myrddraal
nicht zu schade, um offen ihre Einflüsse musikalisch zu verarbeiten. "Under The Banner" zum Beispiel gleicht anhand seines stets schnellen Geschehens und der viel rauheren Produktion Urgehals frühem Schaffen doch sehr
stark.
Aber die Platte hat trotz der paar Fehler wie gesagt gute Seiten - das ausschließlich instrumental dargebotene
"What Once Was" geht sofort ins Ohr, verbreitet darüber hinaus die gewünschte, desolate Stimmung im Zimmer -
vor allem die schleppende Marschrichtung und monotone Gitarrenarbeit tun ihren Beitrag zum garantierten
Langzeithören. Alle anderen Beiträge sind weder Fisch noch Fleisch, sondern bewegen sich in der schwierigen
Grauzone - hier versaut es der Vokalist mit seinem schwachen Klargesang, da scheitert's an der zähen
Schlagwerkarbeit.
Fazit: Die kurzzeitige Enthusiasmusbewegung war zwar völlig ungerechtfertigt, hat jedoch eine weitere Truppe
aufgezeigt, welche es in der nahen Zukunft schaffen könnte, einen weitaus größeren Bekanntheitsgrad zu erringen
als es momentan der Fall ist. Vielleicht haben sie es mit ihrem aktuellen Album "Falling Sky" schon geschafft...
nur dummerweise blieb bis jetzt der erwähnte Sturm aus. |
|